Freitag, 2. März 2012
Kinkerlitzchensfasten nach Art des Hauses
Vor zwei Tagen habe ich mich dazu entschlossen, zu fasten. Auf meine ganz spezielle Art und Weise. Ich mache Klamotten- und Kinkerlitzchensfasten. Das zwar auch aus meiner finanziellen Not heraus, eine spannende Herausforderung ist es gleichwohl.

Auf die Idee bin ich gekommen, nachdem mir mein Prachtexemplar Nr. 2 erzählt hat, dass sein Kumpel während der Fastenzeit auf Gemüse verzichtet. Sehr süße Idee von einem raffinierten kleinen Kerl, der meines Wissens kein Vegetarier ist. So kann man mit dieser von Kindern meist ungeliebten Tradition natürlich auch umgehen.

Für mich allerdings wird das echt hart. Wie gesagt, ich hab zwar ohnehin keine Kohle, aber das hab ich fast nie und trotzdem kann ich meist noch was abzwacken für ein reduziertes Teil. Wenn mir ein begehrenswertes Kinkerlitz oder Kleidungsstück begegnet, kommt zuerst mein hart antrainierter Geiz zum Zuge. Als nächstes redet mir eine Freundin gut zu. Dann male ich mir aus, was ich mir im Gegensatz zu anderen Mitmenschen versage, z. B. Nagelstudio, Sonnenbank, alle sechs Wochen zum teuren Friseur, rauchen, saufen, in der Spielhölle abhängen, (na gut, das sind keine großen Opfer für mich) … und schon finde ich noch irgendwo fünf Euro. Schwups hab ich mal wieder Beute gemacht und meiner empfindsamen Seele etwas Gutes getan.

Heute morgen hab ich drei ziemlich zerfetzte Strumpfhosen in meiner Schublade gefunden. Normalerweise hätte ich jetzt ohne weiter darüber nachzudenken, meinen ohnehin beachtlichen Strumpfhosenbestand aufgestockt. Mir kam sogar schon ein spezielles Schnäppchen in den Sinn, nämlich ein Zweierpack Strumpfhosen von Tchibo in blau und schwarz, 80 den, ganz weich, also perfekt für mich. Ich habe sogar schon Tage vor meinem Fetzenfund damit geliebäugelt. Ich werd sie mir verkneifen. Falls an dieser Stelle ein großzügiger Lesemensch das Bedürfnis verspüren sollte, ins nächste Tchibogeschäft zu laufen und mir die Strumpfhosen zu kaufen: Ich hab Größe S. Geschenke nehme ich gerne an und bedanke mich schon jetzt für die milde Gabe.

Zwei der löchrigen Strumpfhosen habe ich sofort entsorgt. Der Dritten gebe ich heute den Rest. Die Löcher sind alle im Fuß- und Fersenbereich. Mit Stiefeln geht das noch einmal.

Ich als großer Fan von excel-Tabellen werde aufzeichnen, wie viel – derzeit ohnehin nicht vorhandenes, also imaginäres - Geld ich dadurch „einspare“. An Ostern werde ich mich genüsslich in meinem Fastenerfolg suhlen und mir eine phantastische Belohnung gönnen. Allein die Vorstellung ist derart befriedigend, dass mir dieses Experiment immer besser gefällt.

Über die bevorstehenden Kämpfe mit meinem inneren Schweinemurmeli sowie das hoffentlich fabelhafte Ergebnis werde ich berichten.

Nachtrag:
Nach einer Woche summieren sich meine nicht ausgelebten Begehrlichkeiten auf 159,87 €. Morgen wird ein schwieriger Tag. Meine heißgeliebte Klatschitratsch-Frauenzeitung erscheint und ich darf sie nicht kaufen.

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