Dienstag, 6. März 2012
Car Wash
Heute hat mir meine liebe Freundin C. voller Begeisterung das Innenleben ihres Autos nach der großzügigen Behandlung mit Kunststoffreiniger präsentiert. Ich war beeindruckt. Sowas will ich auch haben. Auch sonst hat sie keine Mühe gescheut, ihr Auto zu säubern. Ich hätte es unbeschadet ablecken können. Innen und außen. Ihr Auto muss zum TÜV und genau wie ich rechnet sie mit besseren Chancen durch Sauberkeit. Dem zweijährigen Rhythmus der TÜV-Termine entspricht auch ungefähr die Häufigkeit der Reinigungsaktionen, in deren Genuss mein Auto kommt.

Als Teenie-Ding noch im Kindergartenalter war, hat er manchmal mit dem Papa von Prachtexemplar Nr. 2 Ausflüge gemacht. Männerausflüge. Auf dem Programm stand oft, sehr oft das Waschen des Autos. Seins, nicht meins. Nachdem die beiden das erste Mal Stunden (!) später wieder kamen, war Teenie-Ding äußerst beeindruckt: Mama, der P. wäscht sein Auto auch von innen! Das hatte er noch nie erlebt. Selten sind wir in die Waschanlage gefahren. Meistens war unser Auto das einzig wirklich dreckige in der Schlange davor.

Ich gebe zu, daran hat sich bis heute nichts geändert. Was die Sauberkeit meines Auto betrifft, bin ich lern- und dreckresistent. Und nicht nur das: durch die häufigen Aufenthalte in der Bakterien- und Schimmelpilzhölle wird unser Immunsystem stimuliert. Allergien begegnen wir durch wiederholte Kurz-Kuren in meinem mobilen Desensibilisierungslabor. Wir erfreuen uns alle einer äußerst robusten, körperlichen Gesundheit.

Der Immermalwiederunddanndochnicht-Mann hat mich mal gefragt, ob mir noch keiner meiner Nachbarn Putzmittel auf's Auto gestellt oder vielleicht sogar das Gesundheitsamt mit der Stilllegung wegen Seuchengefahr beauftragt hat. Einmal musste er in einem Notfall mein Auto selbst fahren und war ganz beeindruckt von den guten Fahreigenschaften. Was hat Dreck mit Qualität zu tun? Keine Ahnung. Ist vielleicht ein Männerding.

Peinlich ist mir das höchstens, wenn ich eine Panne hab. Dann sehe ich plötzlich mein Auto mit den Augen der freundlichen Helfer. Und wenn die dann auch noch selbst ganz appetitlich aussehen, schäme ich mich noch ein bisschen mehr. Ziemlich bekloppt, aber ist nunmal so. Obwohl die ganz bestimmt viel dreckigere Autos zu sehen bekommen. Hoffe ich.

Als ich mit Prachtexemplar Nr. 2 hochschwanger war, hatte ich das dringende Bedürfnis Bananensaft zu trinken. Igitt, aber egal. Jedenfalls hat die nicht ganz leere und nicht richtig geschlossene Flasche, wie das so bei mir ist, wochenlang auf dem Beifahrersitz gelegen. Und ist ausgelaufen. Im Sommer. Das hab ich nicht gemerkt, weil noch ganz viel anderer Müll auf dem Sitz und somit der Flasche vor sich hingestunken hat. Irgendwann ist wahrscheinlich mal jemand vorne mitgefahren – ansonsten hätte ich den Sitz nicht geräumt – und es kam ein auffälliger, verdächtig aussehender Fleck zum Vorschein. Falls der zu dem Zeitpunkt noch feucht war, hatte ich bestimmt noch irgendwo eine olle Plastiktüte im Fußraum liegen, auf die sich mein angewiderter Beifahrer setzen durfte. Niemand wollte mir danach glauben, dass dieser weißliche Fleck nur Bananensaft war. Die meisten haben auf Fruchtwasser oder andere Körperflüssigkeiten getippt. ES WAR BANANENSAFT!!!

Neben verdächtigen Flecken findet man in meinem Auto so ziemlich alles, was man zum Überleben braucht: Jacken in verschiedenen Größen, Schuhe – manchmal zur einzelne, Schals, Handschuhe, Haargummis, mehr oder weniger leere Flaschen, Müll im Übermaß, ganz aktuell: einen angefressenen Berliner und ich glaube unterm Fahrersitz liegt ein verfaulter Apfel. Den hab ich vor ein paar Tagen wahrgenommen, aber noch nicht entsorgt. Sollte ich wohl doch mal machen.

Das nehme ich mir jetzt als meine Tagesaufgabe für morgen vor. Ich werde mein Auto auch mal innen sauber machen. Ich nehme mir Papier und Stift mit, dokumentiere jedes einzelne Teil, das ich wegwerfe und präsentiere das Ergebnis im Nachtrag. Ich werde nicht nur innen, sondern auch außen putzen. Mit Putzmittel und Wasser. Und staubsaugen! Genau so mach ich das. Jawoll. Wär doch gelacht, wenn ich das nicht auch mal schaffen würde. Ich kann das. Ganz sicher bin ich mir da. Gaaanz sicher …..

Nachtrag:
Von außen ist es schon sauber. Ich habe meinem Mobil eine Komplettwäsche mit Schaumwachs und Unterbodengedöns spendiert. Nur die Sonnencreme-Patschen vom letzten Sommer an der Tür von Prachtexemplar Nr. 2 sind immer noch da. Unglaublich, wie hartnäckig das Zeug ist. Weiß jemand, wie man das wegbekommt, ohne den Lack zu zerstören?

Nachtrag vom Nachtrag:
So. Jetzt ist es auch innen sauber. Der Apfel war schon Kompott. Von den restlichen ekligen Details möchte ich meine Lesemenschen verschonen. Ich habe zwar versprochen, alles genauestens zu dokumentieren, aber das lasse ich besser sein. Ich musste zwei oder drei Mal Geld für den Staubsauger nachwerfen. Der Mülleimer neben dem Staubsauger war irgendwann voll, so dass Teenie-Ding den benachbarten befüllen musste. Und eine große Einkaufstasche voller Kulis, zerkratzter CDs, Legoteile, Briefe, Rechnungen, Haargummis, Pfandflaschen, etc. habe ich mit in die Wohnung genommen. Hier steht sie jetzt wahrscheinlich die nächsten zwei bis drei Monate und wartet darauf, geleert zu werden. Ich gelobe Besserung.

Nachtrag - fast zwei Monate später:
Die Tasche steht wirklich immer noch in meinem Flur. Ich habe keine Ahnung, was da alles drin ist. Kann aber nicht wichtig sein, weil ich darin kein einziges Mal nach vermissten Dingen gesucht habe. Vielleicht sollte ich den Inhalt, ohne zu sortieren / überprüfen, in eine Mülltüte umfüllen und wegwerfen. Das wär mal eine echte Mutprobe.

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