Neid und hirninterne Elimination weltfriedenbringender Geschäftstüchtigkeiten
Manchmal platze ich vor Neid. Und zwar dann, wenn ich sehe, mit welchem Mist manche Menschen ihr Geld verdienen. Ich will auch solche Ideen haben. Wie geht das? Wo kommen die her?
Gestern waren wir auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk in einem Kinkerlitzchensladen. Dort gab es Filzdinger in Flaschenform. Zwei davon aufeinander gelegt, zusammengenäht, oben und unten offen gelassen, zum Drüberstülpen über echte Flaschen. In die echten Flaschen in den Filzdingern steckt man dann Blumen, aus Plastik oder echte.
Vor kurzem habe ich erfahren, dass es nummernschildfarbene Aufkleber gibt, mit denen man die ehemalige Stelle für den AU-Aufkleber überkleben kann, weil es den nicht mehr gibt und die alte Klebistelle hässlich aussieht. War das der AU-Aufkleber, den es nicht mehr gibt? Egal. Irgendeiner von den beiden ist halt weg und anscheinend gibt es Menschen, die den Drang haben, diese Stelle zu überkleben. Mir ist noch nicht einmal aufgefallen, dass sich auf dem Nummernschild meines Autos eine aufkleberfreie Stelle befindet. Hilfe! Was mach ich denn nun? Ganz einfach: Mal wieder neidisch sein. Dieser winzige Aufkleber kostet angeblich 1,50 €. Pro Stück. Hier in Deutschland finden die bestimmt auch reißenden Absatz. Keine Überraschung: Meine Mutter war begeistert, von diesen Dingern. „Sieht ja auch hässlich aus, wenn da nichts mehr klebt und es sammelt sich der Dreck an den Kleberesten.“ Stamme ich wirklich von dieser Frau ab?
Hier eine Liste der neiderregenden Schwachsinnsdinger, die in der Produktion kaum was kosten und teuer verkauft werden:
- kleine Organzasäckchen
- mit Bast umhäkelte Pappkästchen
- fischförmige Plastikbuchsbaumtischdeko
- Deko-Abdeckung für Weihnachtsbaumständer
- Papierstrohhalme
- Wandtatoo-Aufkleber „Waffelrezept“ (mit echtem Rezept!)
- „Erotik“-Kühlschrank-Aufkleber mit der Rückansicht einer Frau, die sich bückt, um ein Bier (!) aus dem Kühlschrank zu holen und natürlich keinen Schlöbber anhat.
- Flummi in Einzelbrustform, Quietschtier in Doppelbrustform
- Sterntaufe-Zertifikate (Ein Stern mit einer bestimmten Leuchtkraft darf vom Käufer getauft werden und dafür gibt es eine Urkunde. Ich bin begeistert.)
- Deko-Glasnuggets oder Steine im Netz
- Solar-Wackelblumen – immerhin brauchen die keine Batterien
Diese Liste kann beliebig erweitert werden. Je länger die Liste, desto größer mein Neid. Ich gebe das offen zu. Dieser Spürsinn für menschliche Schwächen ist doch wirklich beeindruckend.
Ich glaub, mein Hirn ist zu wirr und kompliziert. Wenn ich ansatzweise vielleicht unbewusst eine Idee in diese Richtung habe, wird sie sofort hirnintern eliminiert, bevor sie mein Bewusstsein erreicht. So erkläre ich mir meinen Mangel an Einfällen für Nutzlosigkeiten. Schade eigentlich.
Ich werde mich nun mit dem Bärtigen auf einen gemütlichen Spaziergang begeben und meine Gedanken mitlaufen lassen. Vielleicht dringt ja doch eine Idee durch bis zu meinem Bewusstsein. Eine Idee, die den Weltfrieden bringt, die Natur und alle Tierchen rettet, die Kinder vor Armut schützt und in die Schulen bringt, die geschäftstüchtige Frauen zum eigenen Geschäft bringt, die alternative Energiequellen auf einfache Art etabliert, die jede Art von Qual, Krankheit, Hunger auslöscht. Eins davon würde ja schon genügen. Für's erste ...
veilchenpastille am 27. April 12
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Genuss und Ekel
Genuss ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Genusssteigerung noch viel individueller.
Bescheiden, wie ich bin (hach ja - so bescheiden) genügt mir ein Pott Kaffee in genau der richtigen Stärke mit der perfekten Dosis Biomilch (3,8 %). Das ganze morgens im Bett ohne Zeitdruck. Die Steigerung ist entweder: Kinder schlafen noch, ich muss weder reden noch Legobauten beurteilen oder Kinder sind bei den Erzeugern und Herzensmann ist da.
Teenie-Ding dagegen stopft sich voll mit Tacco-Chips und Mezzo-Mix. Diesen Mist kauft er sich von seinem Taschengeld. Das muss ich jetzt mal zu meiner Ehrenrettung erwähnen. Gleichzeitig gebe ich kleinmütig zu: Ich kaufe mir auch Chips, Taccos oder ähnliches. Jedoch nur heimlich an den kinderfreien Wochenenden und nehme mir für den Tag eine ganze Tüte als Hauptmahlzeit vor. So macht sich das nicht auf der Waage bemerkbar und ich bin, was Fett, Salz, Geschmacksverstärker betrifft, erst mal wieder für eine Weile befriedigt.
Der bärtige Bing ist ebenfalls ein Genießer. Vor kurzem hab ich ihn gemütlich neben Katerli liegend in meinem Bett erwischt. Zur Steigerung seines Genusses hatte er noch einen alten, stinkigen Chuck von mir mitgenommen. Er konnte gar nicht nachvollziehen, warum ich weder ihn noch Schuhe noch die Kombination aus beidem in meinem Bett haben möchte und er umgehend rausgeschmissen wurde. Ansonsten liebt er die üblichen Ekelsachen, mit denen Hunde ihr Leben bereichern: wälzen in verrotteten Pflanzen- und Tierresten am Wegrand. Geschenke wie Kuheuterstücke, Schweineohren, Ochsenziemer, Pferdesehnen nimmt er immer gerne an.
Die Miezen bevorzugen selbst erjagte Beute. Hier findet die Genusssteigerung in Form von ausdauernder Quälerei des Opfers bis zu dessen Tod statt.
Wenn man in Camp Hilde lebt, darf man nicht zimperlich sein und sollte einen stabilen Magen haben. Irgendeiner meiner pelzigen Mitbewohner hat in dieser Woche ein Kotz-/Durchfall-Massaker auf meinem Balkon veranstaltet. Da hilft nur Augen zu und Eimer Wasser drüber. Bäh. Eklig, aber ist nunmal so. Glücklicherweise war ich schneller als Hund. Der wollte nämlich zu gerne selbst für die Entsorgung der Kombination aus Katzenfutter-Mauspelz-Bröckchen sorgen.
Ein weiterer fragwürdiger Genuss sind die furchtbaren Geräusche, mit denen Nintendo-Spiele vertont sind. Dieses Gefiepe, Geplinge, Gezimpere, Gedudel mit den Gruselmelodien macht mich aggressiv, aggressiver, wutschnaubend. Eine Situation gibt es jedoch, in denen die Jungs nach Herzenslust laut mit den Dingern daddeln dürfen: Wenn wir zu meiner Schwester fahren. Das ist eine Strecke von 400 km. Wenn ich müde werde, heißt es: Ton an! Und schwups, fährt mein Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen, die Augen gehen wieder auf und Werwölfchen übernimmt den Rest der Fahrt.
veilchenpastille am 27. April 12
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