Als ich im 10. Schuljahr war, durften wir „Großen“ während der Pausen im Klassenraum bleiben und mit unserem Kassettenrecorder Musik hören. Damals gehörten „Zu spät“ und „Du willst mich küssen“ von den Ärzten zu unseren Klassenhymnen. Wie das so ist, wenn man in der tiefsten Provinz lebt, sind in dem Alter die Konzerte jeglicher Bands unerreichbar, zumal ohne Führerschein und großzügige Eltern, die einen vielleicht hinfahren. Eltern, die mitgehen, wären damals undenkbar gewesen.
ABER!!!! Zu meinem letzten Geburtstag habe ich eine Ärzte-Konzert-Karte geschenkt bekommen, Herzensmann auch und Teenie-Ding auch. So kam es also, dass gestern die Frau über 40 nebst Anhang in den Genuss eines Ärzte-Konzerts kam. Auf einem alterskompatiblen numerierten Sitzplatz mit guter Sicht auf Bela B (sabber) und Sicherheitsabstand zum Gepoge vor der Bühne. Schön war das! Und in keinem Fall zu spät.
Das Publikum war altersmäßig sehr gemischt und ich war nicht die Älteste. Es gab sicher auch Frauen und Männer über 50, die sich das Vergnügen gegönnt haben. Viele mit den dazugehörigen Teenie-Dingern und Prachtexemplaren.
Zu spät war es allerdings für meine sauteuren, heißgeliebten Leder-Keilsandaletten. Mit denen hat sich nämlich während unserer Abwesenheit der Bärtige vergnügt. Das Leder ist zwar noch zu gebrauchen, aber die Absätze wurden im Fersenbereich fein säuberlich abgenagt. Die hatte ich gestern tagsüber an, so dass da mein tröstlicher Fußmief anscheinend am stärksten war. Zum Glück für Bing war ich einfach zu müde, um mich darüber aufzuregen. Damit war der gestrige Abend in zweifacher Hinsicht echter Luxus.