Ich musste den Aufsatz noch einmal ändern.
Das Andenken an unseren Piet soll doch unbeschattet von seinem Ende und unseren fiesen Nachbarschaftsproblemen sein.
Also:
Pieti, unser kleiner wilder Kater mit den großen Stauneaugen und der Neigung zu Schmuseattacken.
Wir haben dich schon am ersten Tag, den du auf der Welt warst, gesehen. Du warst so klein wie eine Maus und wir konnten noch gar nicht erkennen, ob du ein Kater oder eine Mieze bist.
Du hast uns über zwei Jahre lang sehr glücklich gemacht. Wir hätten dich lieber als alten Rentnerkater gesehen, der an einem schönen Plätzchen gemütlich und zufrieden einschläft und nicht mehr aufwacht, aber leider sollte es so nicht sein.
Jetzt müssen wir ohne dich auskommen und versuchen uns auf die vielen schönen Momente mit dir zu konzentrieren.
In der Fachliteratur liest man zum Thema "Körpersprache beim Hund" immer wieder von dem "eiskalten, starren Blick", den Hunde zeigen, wenn sie zu allem bereit sind.
Diesen Blick habe ich selbst noch nie gesehen und wenn man der Literatur glauben darf, dann sieht man den auch eher selten bzw. weiß sofort, dass das "der Blick" ist, wenn man ihn sieht.
Gestern ist es passiert, allerdings habe ich ihn nicht bei einem Hund sondern bei meinem Nachbarn gesehen und zwar als ich ihm meinen Kater, der kurz vorher überfahren wurde, gezeigt habe. Ich bekomme dessen Gesichtsausdruck angesichts des vermatschten, blutigen Bündels nicht aus dem Gesicht. Hier war nicht einmal ansatzweise eine Gefühlsregung zu erkennen.
Kurz davor habe ich Piet zwei Häuser weiter in einer riesigen Blutlache auf der Straße gefunden. Dort lag er und hat versucht davon zu kriechen. Ein Auge hing komplett aus dem Kopf heraus, der Kiefer total zertrümmert und er war nur noch am röcheln. Der oder die Autofahrer/in hat ihn einfach liegen lassen und ist weitergefahren. Gesehen hat natürlich niemand etwas. Und das in einer Straße, wo sonst - besonders von den fiesen, kinder- und tierhassenden Nachbarn - alles gesehen, kommentiert und verurteilt wird.
So gesehen passe ich mit meiner Familie genau in das Antischema dieser Menschen und genau solche Leute wohnen in der Wohnung über uns. Unsere Erfahrungen damit haben wir in den paar Wochen, die wir hier wohnen, schon gemacht. Glücklicherweise haben wir eine gute Hausverwaltung, die sich solcher Dinge annimmt.
Nur bringt uns das leider nicht unseren Kater wieder. Er hat es nicht überlebt. Es war zu viel kaputt. Der Tierarzt musste ihn einschläfern.
Auf Wiedersehen Pieti. Wir vermissen dich ganz wahnsinnig.