Von Samstag auf Sonntag habe ich mir zusammen mit der überaus bewundernswerten C. eine kleine Wochenendflucht nach Zeeland gegönnt.
Überaus bewundernswert unter anderem, weil sie mich fast 48 Stunden am Stück ertragen hat, ohne durchzudrehen. Ich bin nämlich anstrengend, wenn es darum geht, private Entscheidungen zu treffen. Da kann die einfache Entscheidung, ob ich jetzt was esse und wenn ja, was ich dann zu essen gedenke, wenn man mich lässt, ein paar Stunden dauern. C. hat zum Glück ein sozialpädagogisches Studium absolviert, also schafft sie es, mich relativ schnell zu einem Ergebnis zu bringen.
Wir haben uns also am Samstag Morgen auf den Weg gemacht und die Reise wäre keine Reise mit mir gewesen, wenn ich pünktlich um 8 bei ihr angekommen wäre. Es war aber eine Reise mit mir und darum habe ich pünktlich um 10 nach 8 bei ihr angerufen, um mitzuteilen, dass ich verschlafen habe. Aber! Mein Chaos färbt mittlerweile auf den absolut sortierten Mann ab. Auf den hab ich mich nämlich verlassen und selbst keinen Wecker gestellt, weil er seinen Handy-Wecker auf 20 vor 7 programmiert hat. Dummerweise ohne auf den Ladezustand seines Handys zu achten. Der war nämlich fast gleich null und in der Nacht irgendwann dann genau gleich null.
Egal. Ich habe in Rekordzeit meine Tasche gepackt, das heißt, wahllos irgendwelche Kleidungsstücke aus den diversen Kleiderbergen im Wohnzimmer herausgezerrt und in die Tasche geschmissen, Kosmetikartikel in die dafür vorgesehene und schon oft genutzte Uralt-Plastitüte geworfen und losgerast von einem Ende der Stadt zum anderen.
Um 20 vor 9 war ich dann bei ihr. Bin ich gut? Ich bin gut.
Wir waren eingerichtet auf eine Regenwahrscheinlichkeit zwischen 75 und 90 % und was haben wir bekommen? Die anderen 25 bis 10 %. Es gab also laue Luft, Sonnenschein, Glitzerwellen, viel Bewegung, stundenlanges auf's Meer glotzen und noch einige andere Highlights, die ich noch gar nicht alle verarbeitet habe.
Zuerst kommt eine Liebeserklärung an die niederländische Sprache. Ich bin vollkommen entzückt von diesen genialen Wörtern. Sogar ein Knöllchen hört sich bombastisch cool an: "Aankondiging van Beschikking". Das haben wir nämlich auch bekommen. Was genau der Grund ist, weiß ich noch nicht (irgendwas mit Parken), aber ich werde meinen niederländischen Schwager, Herrn Mustermann, sobald das im Knöllchen angekündigte Schreiben angekommen ist, mit der Übersetzung und dem Einlegen von Widerspruch beauftragen. Ich hoffe, er wird gemeinsam mit meinem privaten Rechtspfleger vermeiden können, dass ich 90 € zahlen soll. Ich habe nämlich ein absolut reines Gewissen.
Im Hotel gab es super Flyer mit noch superen Übersetzungen, die ich hier zur allgemeinen Entzückung auszugsweise zitiere:
"Der erste Lern- und Spielbauernhof in Zeeland. ... Ponys streicheln und mit Touch-Screen-Tisch den landwirtschaftlichen Umgang mit der Natur lernen."
oder
"Alte Bunker stehen zwischen freilaufenden Schafen."
oder
"Tagesausflug Segeln auf dem Grevelingmeer. Nichts muss, alles kann!"
oder
"Möchten Sie auf eine schöne und unbürokratische Weise Zeeländische Austern und Muscheln kennenlernen?"
Diese Vorschläge haben uns animiert, alles andere zu machen, als Bunker zu gucken, zu Segeln oder Austern und Muscheln kennen zu lernen. Aber ich fand diese Übersetzungen so niedlich, habe Tränen gelacht und mich einfach nur gefreut. Bestimmt wären meine Übersetzungen von Deutsch zu Niederländisch genauso lustig.
Und als ich dann gestern Abend zu Hause war, hatte ich schon eine E-mail mit dem dank Selbstauslöserfunktion geknipsten Lieblingsurlaubsfoto, das ich meinen Mitbloggern nicht enthalten möchte: