Der Casanova von Kötterichen
hat geheiratet. Und zwar mich. Und zwar heute.
In einer kleinen Kapelle, die früher die Pilger des Jakobsweges beherbergt hat. So schön war das.
Jetzt bin ich staatlich anerkannte Ehefrau. Den Namen von Teenie-Dings Papa habe ich liebend gerne abgelegt und mir den vom Mann geangelt.
Unsere Hochzeitsreise hat ungefähr 4 Stunden gedauert. Wir haben einen kleinen Trip in die Vergangenheit gemacht, in der Hoffnung im Cochemer Kochlöffel ein feines Mahl anlässlich unserer Vermählung genießen zu können.
Warum ausgerechnet das? Ganz einfach: Zu den dunkelsten Zeiten meiner Vergangenheit gehört die Zwangsexportierung aus dem schönen Westerwald in die Eifel. Ich war damals 9 Jahre alt und habe diesem Umzug mein erstes traumatisches Erlebnis zu verdanken.
Irgendwie habe ich es hinter mich gebracht und als ich älter war, meine Zeit unter anderem mit Jobs im schicken Union-Hotel als Küchenhilfe und Zimmermädchen, als Fotografin auf der Sesselbahn und Hamburger-Braterin im Kochlöffel vertrieben.
Der Casanova von Kötterichen hat ebenfalls einige Zeit seines Lebens in der Eifel verbracht. Nur gehört er zu den Ureinwohnern, hat sich also nichts dabei gedacht, dort vor sich hin zu existieren, groß zu werden und ab und zu mal im Cochemer Kochlöffel mit Kumpels essen zu gehen. Schon damals war er so schlau, nichts anderes als Pommes zu bestellen.
Und das ist der Grund, warum wir diesen Plan hatten. Wir glauben nämlich, dass wir uns schon ganz oft in unserem Leben begegnet sind. Nur werden wir uns nicht wahrgenommen haben. Für mich kann ich da nur sagen: Das ist auch besser so.
Leider ist unser Plan nicht aufgegangen. Vieles gibt es zwar immer noch, z.B. ist die Stadtbücherei immer noch genau dort, wo sie Ende der Siebziger schon war, die Schulen sehen - bis auf ein paar neue Anbauten - auch noch genauso aus, wie früher und einige Läden haben sich tatsächlich bis heute gehalten. Nicht überlebt hat unter anderem der Kochlöffel.
Traurig, so traurig war das. Naja, wir haben dann Pizza gegessen und einen kurzen Spaziergang durch die "malerischen" Gassen gemacht. Ich hab noch Ausschau nach schicken Souveniers gehalten (diese Wettertierchen mit Glitzerstaub, die sich rosa und blau verfärben, aber anscheinend sind die out). Danach einen Schlenker durch das furchtbare Dorf, in dem ich leben musste, an unserem ehemaligen Haus (das mir heute noch Albträume beschert) vorbei und zum Abschluss eine Kontrollrunde an der guten alten M-Box in Kaisersesch gedreht. Auch die gibt es nicht mehr. Und den Ömpf auch nicht.
Das alles hat mich dann so mitgenommen, dass ich den Rest des Tages schlafend auf dem Sofa verbracht habe und mich erst jetzt wieder in aufrechter Position halten kann.
Heiraten ist eine feine Sache, Reisen in die Vergangenheit nur manchmal. Aber jetzt schauen wir nach vorne. Alles ist gut und gleich gibt's Eis mit roter Grütze und ganz viel Rotwein. Das sind doch positive Aussichten.
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