Geschäftsbeziehungen und Wandererwaden
Mittlerweile bereichert der bärtige Bing seit zwei Wochen die Besatzung von Camp Hilde. Der Alltag holt uns langsam wieder ein. Ich habe es tatsächlich geschafft, in dieser Woche zwei Maschinen Wäsche zu waschen. Manchmal räume ich sogar die Spülmaschine aus, bevor kein sauberes Geschirr mehr da ist.
Sogar die Miezen haben sich wirklich gut mit dem neuen Mitbewohner arrangiert. Jede auf ihre Weise. Der schwarze Pelz hat – bedingt durch ein traumatisches Erlebnis mit einem Tierheim-Besuchshund – am längsten gebraucht. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, weil sie sich einige Tage nur aus der Ferne hat blicken lassen. Glücklicherweise waren anscheinend Hunger und im Idealfall auch ein bisschen Sehnsucht nach dem gemütlichen Zuhause größer als die Angst. Wir haben Pelzi also irgendwann beim Abendspaziergang getroffen und sie mit Hilfe von Hundeleckerlis nach Hause gelockt. Mir war jedes Mittel recht, Hauptsache sie ist wieder da. Bing war natürlich begeistert. Super! Noch so ein kleines, pelziges Ding, dass diese unverständliche Sprache spricht.
Madame Lilli hat ihm direkt am Anfang eins übergebraten. Seitdem hat Bing großen Respekt, macht sich klein, wenn sie sich nähert und lässt sie immer anstandslos vorbei. Das hat meine alte Dame am meisten überrascht, aber sie genießt ganz offensichtlich ihre Macht. Besonders, wenn Hundi noch nicht einmal eine Pfote auf's Sofa legen darf, sie es sich aber gleichzeitig auf dem Sofa und mir gemütlich machen darf.
Lediglich Punktepiet lässt Bing näher ran. Das führt leider immer zu extremen Begeisterungsstürmen beim Hund, so dass ich ihn regelmäßig bremsen muss, damit er den Kater nicht irgendwann platt drückt. Die beiden haben eine sehr fruchtbare Geschäftsbeziehung aufgebaut. Piet bringt Mäuse. Bing verzieht sich damit auf seine Decke und kaut genüsslich darauf herum. Katerli sitzt daneben und schaut ihm dabei zu. Bis jetzt habe ich ihn noch jedes Mal erwischt, ihm den köstlichen Fund aus dem Maul gepopelt und dem Friedhof der Kuscheltiere vor unserem Balkon zugeführt.
Außerdem beobachte ich immer wieder amüsiert die Unterschiede zwischen Hund und Katze. Hunde – mal zumindest unserer – sind echt unelegant, laut, trampelig und damit einfach süß. Die Miezen haben da schon wesentlich mehr Klasse, auch wenn alle drei nur einfache Hauskatzen sind. Insgesamt gesehen sind jedoch alle vier eine Bereicherung für unsere Familie und mein Seelenleben. Was würde ich nur ohne all diese Tierchen tun. Nie wieder will ich ohne sein.
Durch die Konzentration auf die Erziehung des Bärtigen komme ich einfach zu nichts mehr. Aber ich sehe erste Erfolge. Bing bleibt ohne Mucken auf seiner Decke liegen, wenn wir essen und er hat es heute eine Viertelstunde ohne mich bei geschlossener Tür im Wohnzimmer ausgehalten. Und ich habe über ein Kilo abgenommen! Vor lauter Rennerei mit Hundi. Wenn ich zarter gebaut wäre, hätte ich bald bestimmt echt sehenswerte Gazellenbeine. Aber es werden wohl eher stramme Wandererwaden. Wenn ich jetzt noch einen zünftigen Vorbau hätte, dann wäre das auch in Ordnung. Leider spielt die Natur da nicht mit. Wir hübschen also die neuen Formen mit der Bezeichnung „definiert und muskulös“ auf.
Jetzt muss ich nur noch meinen hoffentlich bald vorhandenen, künftigen Arbeitgeber davon überzeugen, dass ich unbedingt meinen Therapiehund mit auf die Arbeit bringen muss. Schließlich gibt es genügend Studien, die bestätigen, dass ein Hund im Büro nur positive Auswirkungen auf das Betriebsklima, die Konzentration, etc. hat. Also, falls jemand da draussen einen netten Bürojob für Bing und mich hat. Wir sind bereit!
veilchenpastille am 06. April 12
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Prioritätenverlagerung und der Weg in die rosige Wunschrichtung
Mein Klamotten- und Kinkerlitzchensfasten habe ich bis heute gut durchgehalten. Abgesehen davon, dass ich weniger Geld ausgebe, bewirkt es auch eine wunderbare Bedürfnislosigkeit und lenkt meine Gedanken auf wesentlich bedeutsamere Dinge.
Newsletter meiner bevorzugten Jagdgebiete lösche ich, ohne sie zu lesen. Geschäfte in der Stadt meide ich. Lediglich Lebensmittel und Drogerieartikel werden gekauft. Wenn ich etwas im Internet nachschaue, dann nicht, was gerade im Sale angeboten wird, sondern was mich in dem Moment interessiert.
Gleichzeitig fange ich an meine Wohnung auszumisten. Ich habe Bücher aussortiert und an Momox verkauft. Was mir nicht abgekauft werden konnte, habe ich dort zum recyceln gegeben.
Nach dem Ende der Fastenzeit wollte ich mir eine tolle Belohnung zu gönnen. Mittlerweile bin ich davon abgekommen. Vielmehr überlege ich diese Bedürfnislosigkeit noch eine Weile zu genießen und das Ende meiner persönlichen Konsum-Enthaltsamkeitsphase auf den 30.04.2012 zu verlängern. Das kommt sowohl meinem leeren Bankkonto als auch meinem Seelenleben zugute.
Auch meinem Seelenleben zugute kommt mir mein kleiner Bing. Dieser Hund ist für mich ein Segen. Er schult mich in Geduld und bringt mich in Bewegung. Allein dadurch bin ich wesentlich ausgeglichener als sonst. So gesehen habe ich damit meine Durchhalte-Belohnung in Form des Bärtigen bereits vorgezogen.
Ein weiteres Projekt ist meine berufliche Zukunft. Ab April bin ich arbeitslos. Das soll nicht unnötig lange so sein. Ich schaue jeden Tag nach Stellenangeboten und sofern keine Zeitarbeitsfirma oder Personalvermittlung dazwischengeschaltet ist, bewerbe ich mich brav auf alles, was für mich interessant und passend ist.
Trotzdem werde ich keinen Arbeitsvertrag mehr mit Bauchschmerzen unterschreiben, nur um schnellstens wieder aus der Arbeitslosenstatistik zu verschwinden. Das habe ich letztes Jahr gemacht und im Nachhinein festgestellt, dass es ein riesiger Fehler war. Die Behandlung seitens meiner Chefinnen hat mir alles andere als gut getan. Die Zeitarbeitsfirma gehörte zu den seriöseren der Branche und trotzdem haben die sich Klöpper erlaubt, die einfach unglaublich sind. Einiges habe ich überprüfen lassen. Die beauftragte Rechtsanwältin hatte die Vorgehensweise dieser Firma sehr schön als „noch legal“ bezeichnet. Anderes wird derzeit per Rechtsanwalt geregelt. Finanziell hat mich dieses Angestelltenverhältnis nachhaltig geschädigt.
Außerdem bin ich seit Monaten damit beschäftigt, meine Träume zu verwirklichen oder mich mal zumindest in die angestrebte Richtung zu bewegen und zu schauen, was machbar und realistisch ist.
Auch hier ist Bing der erste Schritt. Schon immer wollte ich einen Hund und immer habe ich ihn mir versagt. Jetzt ist er da und das ist gut.
Ich habe aufgehört, zu wünschen und angefangen zu machen. Das fühlt sich richtig gut an. Nun sitze ich also hier und ordne mal wieder mein Leben neu. Dieses Mal zum Glück nicht alleine sondern mit Mann, Hund und dem Bewusstsein, was ich will und was nicht. Die Zukunft sieht rosig aus.
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Mein Name ist Bing - Der bärtige Bing
Seit zwei Tagen bin ich nun glückliche Anführerin von Bing dem Bärtigen. Das Tierchen wackelt mir hinterher wie eine kleine Ente seiner Mama. Einerseits ist das sehr süß, andererseits soll er jedoch lernen, dass auch Teenie-Ding und Prachtexemplar Nr. 2 zu seinen Anführern gehören. Das sieht Bing noch nicht so, aber wir arbeiten daran.
Schon lange war ich nicht mehr so ausgeglichen, wie jetzt. Selbst der unmittelbar vor meiner Schlafzimmertür platzierte Hundehaufen, in den ich heute Morgen im Halbschlaf getreten bin, bringt mich nicht aus der Fassung. Die Lektion „Stubenreinheit“ hat derzeit größte Priorität.
Ordentlich an der Leine laufen, währenddessen nicht an der Leine knabbern, mir auch ohne Leine folgen hat er schon vorbildlich drauf. Außerdem wartet er brav im Auto auf mich und schläft nachts ohne Gejammer in seiner Hundehöhle. Am ersten Abend hat er noch versucht, in mein Bett zu klettern, aber er hat sehr schnell verstanden, dass das nicht erwünscht ist. Zum Ausgleich hat er ein von mir komplett durchgestunkenes Schlaf-T-Shirt geschenkt bekommen.
Auch das Zusammensein mit den Katzen klappt wirklich gut. Sogar Madame Lilli ist für ihre Verhältnisse ziemlich entspannt. Gestern Abend hat sie auf dem Sofa gelegen. Bing davor. Katerli Piet und das Hundi beschnuppern sich immer wieder mit einer Mischung aus Neugier und Vorsicht. Katerli Piet bevorzugt Bings Nase, Bing bevorzugt Piets Hinterteil. Ganz wie es der höfliche Umgang zwischen Hunden, bzw. Katzen vorgibt.
Gerade im Moment liegt mein kleiner Bing platt auf seiner Decke und schläft. Wir waren eben im Wald spazieren. Draußen war ihm zu warm, in der Wohnung dagegen ist es angenehm kühl.
Jetzt mache ich meine wohlverdiente Kaffeepause und lasse das Baby noch ein bisschen schlafen. Und damit sich meine Lesemenschen einen Eindruck von meinem Glücksgriff machen können, füge ich dieses Bild bei:
Ist der nicht niedlich? Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass die laut Verkäufer XXL-Decke jetzt schon etwas knapp sein könnte. Ich schätze mal, dass er zwei davon braucht, wenn er erwachsen ist.
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