Ich habe gerade mal geblättert in meinem Sammelsurium.
Mein erster Aufsatz ist vom 11.2.2012. Unglaublich! Was seitdem alles passiert ist. Hammer. Über sieben Jahre... Ich fass es nicht.
Das musste ich jetzt schnell noch zum Besten geben.
Wo ist der Sekt?
Manche Menschen hängen ein Foto, auf dem sie mal schlank waren, an den Kühlschrank, um abzunehmen. Im guten Glauben, dass das ein Ansporn für die Selbstbeherrschung sein könnte.
Bei mir ist das umgekehrt. Es gibt ein Bild von mir aus einer Zeit, in der es mir unglaublich schlecht ging. Frisch ausgezogen aus der Wohnung von Prachtexemplars Papa, total gestresst, allein mit zwei kleinen Jungs, immer unter Strom vor lauter Krampf an tausend Fronten.
Abgemagert, ausgezehrt, in einer Hose, in die ich schon lange nicht mehr reinkommen würde - damals konnte ich sie mir im geschlossenen Zustand über den nicht mehr vorhandenen Arsch ziehen. Die Möpper nur noch traurige Teebeutel, Magengeschwüre, Schlafstörungen, alles, was das Herz nicht will:
Ganz selten bin ich etwas traurig, weil ich irgendwelche geliebten Kleider zu sehr ausfülle. In solchen Momenten denke ich an dieses gruselige Bild von mir und fühle sofort wieder, wie ich mich damals gefühlt habe.
Dann komme ich ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen. Da will ich nie wieder hin. Eine Kleidergröße ist nichts anderes als eine mehr oder weniger aussagekräftige Zahl.
Seit Ende 2012 war ich nicht mehr auf der Waage, habe keine Ahnung, was ich wiege. Früher hätte mich das nervös gemacht.
Vor bald sechs Jahren bin ich dem Mann begegnet. Der weiß, dass ich bei Stress und Unglück sofort das Essen einstelle und abmagere. Er freut sich, wenn Frauchen isst, schließlich ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass es mir gut geht.
Ergebnis: Nicht mehr Größe XS oder 34 sondern eine gemütliche 38. Und? Ist die Welt untergegangen? Nö.
Ich bin gesund, mitten in den Wechseljahren mit allen dazugehörigen Wehwehchen, nicht mehr stramm, sondern etwas faltig, silberne Strähnen auf dem Kopf und rundum glücklich. Mein Glücksspeck macht, dass ich immer gut gepolstert irgendwo sitzen kann. Es gibt also wirklich wichtigere Dinge, über die man sich aufregen kann.
Nur an einer Sache will ich noch etwas arbeiten: Dem Mann beibringen, dass das Füttern der Frau nicht automatisch bewirkt, dass sie glücklich ist. So einfach geht das leider nicht. Ich bin aber optimistisch, dass er das noch lernt. Ist ja schließlich ein Cleverle, mein Süßer.
Vor kurzem kam mein Prachtexemplar Nr. 2 mit seiner letzten Englischarbeit angewackelt. Thema war "Helikoptereltern". Alleinerziehende kommen eher nicht dazu, ihre Kinder überzubeglucken, darum war das für uns nie problematisch.
Das hat mich aber darauf gebracht, über etwas anderes zu schreiben, das ich in der letzten Zeit immer öfter beobachte: Helikopterhundehalter. Laufen hier in unserer Umgebung auch mindestens zwei rum. Finde ich befremdlich und auch potentiell gefährlich.
Meine Hunde sind wirklich nicht perfekt erzogen. Der eine mehr, der andere weniger. Aber das Hunde-ABC beherrschen alle. Heißt zum Beispiel: Hundebegegnung zwischen einem meiner unkastrierten Rüden und einer Hündin, auf die er total abfährt, Hündin findet ihn doof, blökt ihn an, Rüde trollt sich von dannen. Normale, gesunde Hundekommunikation. Jetzt das ganze mit Helikopterhundehalter und dessen Hündin: Kaum in Sichtweite kommt schon der Schrei "Keine gute Idee" inklusive den eigenen Hund an der Leine ganz nah ran nehmen und weiterschimpfen. Panik, Schrei, Quietsch. "Ihr Hund hat meinen gebissen" ??? Häh? Hund war auf 1 m Abstand und wollte nur mal gucken, wer da kommt. Hund von Helikopterhundehalter hat zwar gequietscht, aber nur mal so vorbeugend. Nichts schlimmes passiert, bis auf den eskalierenden Menschen an der Leine. Mein Einwand, dass je mehr Mensch sich aufrege und schreie, desto schlimmer werde die Situation wird niedergebrüllt. Man stampft schimpfend und wutschnaubend weiter und ich verstehe die Welt nicht mehr.
Ich glaube, hier entwickelt sich ein übertriebenes Verantwortung für den Hund übernehmen. Vom Prinzip her finde ich es richtig, dass man seinen Hund in Notfällen möglichst vor blöden Situationen bewahren sollte. Kommt aber immer auf den Zusammenhang an. Pauschal alle anderen Hunde zu Mördern zu machen, ohne zu sehen, was passiert denn da eigentlich, muss ich wirklich was tun, finde ich unmöglich.
Es gibt Hunde, die wollen keinen Kontakt zu anderen. Das ist total o.k. Sind aber die wenigsten. Ich behaupte jetzt mal, dass das in erster Linie die Halter sind, die nicht möchten, dass ihr Hund Kontakte zu anderen hat. Warum auch immer. Jedenfalls halte ich das nicht für artgerechte Haltung. Hunde sind soziale Wesen, die sich zwar eng an den Menschen binden, jedoch trotz allem Umgang mit ihresgleichen benötigen. Und dazu gehören auch mal Auseinandersetzungen. Nur weil sich zwei anblöken, heißt das nicht, dass sie sich gleich töten werden. Die sagen sich die Meinung und danach geht man sich entweder aus dem Weg oder verträgt sich. Und genau da ist der Knackpunkt. Hunde, die nie die Gelegenheit bekommen zu lernen, wie es nach einer Auseinandersetzung weiter geht, haben irgendwann ein Defizit. Und das kann dann in die Hose gehen.
Begegnungen zwischen Hunden müssen nicht immer zu 100 % positiv sein. Aber jede Begegnung sollte die Chance bieten, sich hundgerecht auf irgendeinen Konsens zu einigen, ohne dass Mensch dazwischenplatzt und alles unterbricht, dabei hysterisch wird und schreit und dem eigenen Hund damit total verwirrende Signale gibt.
Darum plädiere ich für: Entspannt euch. Wenn ihr euren Hunden eine gute Basis mitgegeben habt, dann kann der auch blöde Situationen erst mal alleine bewältigen. So schnell fügen Hunde sich gegenseitig keine ernsthaften Beschädigungen zu. Da sind gesunde Hunde nicht dran interessiert.
Das ist wie bei Kindern. Die hauen sich im Sandkasten auch das Förmchen auf den Kopf und danach wird zusammen lecker Sandkuchen genossen.