Fastensünden, Vorstellungsgespräche und Familienzuwachs
Heute weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe gestern gegen mein → Kinkerlitzchensfasten nach Art des Hauses verstoßen. Jedenfalls glaube ich das. Ich hätte besser von vorneherein genauestens definieren sollen, was genau als Kinkerlitzchen zählt.

Aber von vorne. Mein Auto ist seit längerem kaputt, darüber habe ich bereits geschrieben (→ Fluppdinger im Spülkasten). Auch wenn es mir sehr schwer gefallen ist: Ich habe akzeptiert, dass es vom Nichtstun nicht besser wird, also ab in die Werkstatt.

Der Bordcomputer meines High-Tech-Fahrzeugs hat gemeldet: Bremslichtschalter defekt. Von einem solchen Teil habe ich noch nie gehört, aber ich bin ja auch kein KFZ-Meister. Vor allem war mir nicht auf Anhieb klar, was dieser Schalter mit dem Unrund-Laufen des Motors zu tun hat. Ich hab's mir erklären lassen und fast sofort wieder vergessen. Gemerkt habe ich mir dagegen, dass der Preis für das Ersatzteil unter 20 € liegt und der Einbau ca. ½ Stunde dauert. Voller Erleichterung habe ich mir ausgerechnet, dass die Kosten somit unter 70 € liegen. Ein echtes Schnäppchen bei einem Auto, von dem die komplette Front abgebaut werden muss, um eine Glühbirne zu wechseln.

Aber! Als ich dann mein Auto wieder abgeholt habe, wurde mir mitgeteilt, dass auch die Zündspule kaputt war, so dass mich der Spaß dann letztendlich 170 € gekostet hat. So ein Pech. Nun gut, mein Mobil fährt wieder einwandfrei. Der Motor schnurrt wie Madame Lilli beim Durchkneten des Lammfells. Zum Trost habe ich mir eine Ranunkel gekauft. Für 2,50 €. Und das ist der Knackpunkt: Ist eine Pflanze für 2,50 € zum Trost ein verbotenes Kinkerlitzchen?

Ich habe mir die Entschuldigung so gebastelt: Legt man die Betonung auf den Zweck dieses Kaufes, nämlich den Trost, dann sind die 2,50 € in jedem Falle gerechtfertigt. Soviel ist mir mein Seelenleben wert. Wäre ja schlimm, wenn das nicht so wäre. Die kleine Ranunkel war also kein Kinkerlitzchen, sondern eine essentielle Anschaffung.

Was mich auch beschäftigt hat, war mein vorgestriges Vorstellungsgespräch. Noch nie habe ich einem leibhaftigen Nerd gegenüber gesessen. Ich war entzückt. Der Mann war nicht in der Lage ein Gespräch mit einer vielleicht zukünftigen Mitarbeiterin zu führen. Irgendwann habe ich einfach den Spieß rumgedreht und ihn ausgequetscht. Sehr brav hat er geantwortet. Wir sind mit der Aussage, dass er, bzw. ich grundsätzlich immer recht haben, auseinander gegangen und haben vereinbart, dass wir eine Nacht darüber schlafen, bevor wir uns entscheiden.

Mittlerweile habe ich zwei Nächte darüber geschlafen und falls Nerd mich trotzdem noch will, dann mache ich den Job. Der wird nämlich von zu Hause aus – also weit entfernt von ihm – erledigt. Gleich rufe ich an und schaue mal, was passiert.

Ansonsten beschäftigt mich ein kleiner Hundemann. Den habe ich gestern Nachmittag zufällig im Internet gesehen und später auch noch in natura. Meine Mutterhormone sind durchgedreht als ich den Wobbelpelz mit dem Schnauzbart und den dicken Pfoten gesehen habe. Außerdem habe ich sofort erkannt, dass das ein wirklich guter Hund ist. Guter Charakter, gut sozialisiert, ein Hund, mit dem ich richtig arbeiten kann, ein Straßenkreuzer durch und durch und das sind bekanntlich die besten. Vor allem habe ich jetzt die Zeit, mich mit Hundi zu befassen. Diesmal ist erst der Hund da und der nächste Job muss sich anpassen. Nicht umgekehrt. Ein großer Fortschritt für die Gesundheit meiner Psyche.

Herzensmann und ich waren noch nicht zusammen, da war ihm schon bekannt, dass ich nicht nur einen Mann sondern auch einen Hund in mein Leben lassen möchte. Trotzdem tut er sich ein bisschen schwer mit seiner Zustimmung. Schließlich leben in meinem Haushalt schon genügend andere Tierchen und Menschlein, die alle von mir umsorgt werden wollen. Ich habe natürlich auch Verständnis für seine Bedenken, trotzdem ist ein Hund ein wichtiger Bestandteil, der zu meinem Glück noch fehlt.

Also, was tun? Wir wissen es nicht und gehen am Wochenende in die nächste Verhandlungsrunde. Das ist ein großer Fortschritt in meinem Umgang mit Männern. Seine Vorgänger hätte ich ohne gegliche Absprache mit dem Familienzuwachs konfrontiert. Deren Problem, wenn sie damit nicht klar gekommen wären. Ich hoffe nur, dass Bing mit dem Bart in Camp Hilde einziehen darf und nicht schon wieder mein Herz gebrochen wird.

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