Die Gockeltheorie und das Rätsel der Pfeile
Gestern Abend war ich auf einem Poetry-Slam. Zum ersten Mal habe ich mir angehört, was andere Menschen sich zusammengeschrieben und -gedichtet haben, woran sie ihre Mitmenschen teilhaben lassen möchten.

Einige haben mir richtig gut gefallen, einige habe ich für ihr Können und ihre Begabung bewundert, einige fand ich echt schlecht. Andere hatten eine sehr charmante Vortragsweise, die damit den überwiegend langweiligen, primitiven, sinnfreien Inhalt zwar nicht wettmachen, dafür aber erträglich machen konnten.

Bei manchen habe ich lediglich den Mut bewundert, sich vor das Publikum zu stellen und dummen Mist gespickt mit Schimpfwörtern und Plattheiten unter der Gürtellinie zu konfrontieren. Komischerweise sind die beim Großteil der Zuhörer richtig gut angekommen. Sobald es um „Titten“ und „Porno im Nachmittagsprogramm“ ging, war der Jubel groß.

Bemerkenswert finde ich, dass der Frauenanteil 1:10 betrug. Woran liegt das? Der Vortrag der jungen Frau war zwar nicht mein Geschmack, jedoch qualitativ wesentlich besser als das, was der Großteil der Männer zustande gebracht hat. In der Endrunde hat sie dann leider gegen den „Porno am Nachmittag“-Mann verloren. Immerhin hatte der den bereits erwähnten Charme-Bonus.

Ich habe mir das im Nachhinein anhand von Beispielen aus der Tierwelt erklärt. Das scheint mir am logischsten. Der Gockel auf dem Hühnerhof schreit schließlich auch am lautesten, obwohl die wirklich produktive Arbeit – lecker frische Eier oder putzige, gelbe Küken – von seinen Damen erledigt wird.

Bevor ich nun den Anschein erwecke, dass meine Gesinnung eine männerfeindliche Tendenz aufweist (Nein!), wechsel ich zum Abschluss noch das Thema: Seit über zwanzig Jahren habe ich den Führerschein. Bis heute habe ich nicht kapiert, was mir die Pfeile auf den Park- / Halteverbotsschildern sagen wollen. Was heißt das, wenn der Pfeil nach rechts zeigt? Darf ich dann vor oder hinter dem Schild nicht parken?

Meistens orientiere ich mich an den anderen Autos. So auch gestern. Leider mit dem Ergebnis, dass mir durch einen Zettel, den ein/e gewiss sehr freundliche/r und/oder kompetente/r Mitarbeiter/in des Ordnungsamtes am Scheibenwischer befestigt hat, mitgeteilt wurde, dass ich – Sehr geehrte/r Verkehrsteilnehmer/in – eine Ordnungswidrigkeit begangen habe.

Welche genau, wird mir dann in einem gesonderten Schreiben von der Bußgeldstelle noch mitgeteilt. Dummerweise werde ich, wenn das Schreiben dann endlich bei mir angekommen ist, nicht mehr wissen, in welche Richtung der/die Pfeil/e an diesem Abend gezeigt hat.

Wenn meine Neugier zu groß ist und ich die Vorfreude auf des Rätsels Lösung gar nicht mehr aushalten kann, darf ich auch zu den angegebenen Öffnungszeiten anrufen. Eine Auskunft ist jedoch erst „aufgrund der Datenübermittlung erst einen Arbeitstag nach Erteilung der Verwarnung“ möglich.

Ich glaube, ich werde im Internet nach einer schönen Übersicht aller möglichen Pfeilkombinationen nebst der entsprechenden Erklärung suchen und einen Ausdruck davon in mein Auto legen, damit mein Verständnisproblem endlich der Vergangenheit angehört.

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