Eine Runde um den Durchschnitt
Einmal im Monat gönne ich mir eine Klatschitratsch-Zeitschrift. Ich glaube zwar, dass ich altersmäßig etwas über der Zielgruppe meiner bevorzugten Lektüre liege, aber das stört mich nicht allzu sehr.
Die neue Ausgabe hat mich sogar wieder ein bißchen klüger gemacht. Zum Beispiel weiß ich jetzt, dass ich laut Test nicht zum Alkoholismus neige. Das kann in manchen Situationen ein essentieller Vorteil sein.
Weiterhin habe ich schwarz auf weiß, dass ich nicht durchschnittlich bin (Durchschnittsangaben in Klammern):
Ich bin um einiges kleiner als die deutsche Durchschnittsfrau (1,65 m)
und weit entfernt von der Durchschnittskleidergröße (42). Ich gebe zuviel für Bekleidung aus (40 € / Monat - ist das realistisch???) und mein Fernsehkonsum (225 Min / Tag) ist gleich Null, da ich keinen habe. Schuhe habe ich mehr (13,1 Paar), Kinder auch (1,4), Lippenstiftverbrauch im Jahr (4) weniger, Gehalt (2861 € / Monat) auch, Gewicht (68,1 kg) auch, Körbchengröße (80C) auch. Nur bei der Schuhgröße habe ich einen Treffer gelandet: 38.
Sehr bedauerlich, dass ich weit entfernt von den geschenkten Rosen im Jahr bin: 11. Ich würde mich auch mit anderen Blümchen zufrieden geben oder Schokolade oder Lakritz oder zwei Millionen Euro, aber mir hört ja niemand zu ...
Bei Arbeitsstunden pro Woche (39,9), Ausgaben pro Reise (530 €), Mittagspause (35 Min) kann ich nicht so gut mitreden. Seit ich Mami bin habe ich grundsätzlich 24-Stunden-Bereitschaft und fahre mindestens zweigleisig, unsere Reisen beschränken sich auf Ausflüge zu Camp Mustermann, Mittagspausen sind in meinem bisherigen Berufsleben schon immer eher die Ausnahme.
So, was gibt es sonst noch weltbewegendes? Es gibt drei SKL-Lospakete, die unglaublichen Geldreichtum in Aussicht stellen, zu gewinnen. Da mach ich doch glatt mit. Außerdem ist goldener Lidschatten voll In, sind Kopf-Küsschen eine Super-Sache, Päckchen-Kalender auch und wir lernen, dass man nicht die Zahnbürste des Partners benutzen sollte.
Das liest sich jetzt nicht wirklich nett gemeint, ist es aber doch! Ich brauche zwischendurch einfach solche Belanglosigkeiten, damit mein Gehirn ab und zu mal zur Ruhe kommt und sich unterdurchschnittlich (Tendenz gen Null) anstrengen muss.
Ich überblätter dann die für mich langweiligen Mode-, Schmink-, Frisuren-Seiten und lese immer wieder gerne die meist wirklich interessanten Reportagen, Literatur- und Filmkritiken. Kleine Freuden in meinem übervollen Alltag und wenn die dann auch noch für wenig oder gar kein Geld zu haben sind, kann mir das nur Recht sein.
Ist doch schön, wenn die Frau über 40 so leicht glücklich zu machen ist. Unterdurchschnittlich leicht.
Größer als die Durchschnittsfrau mit 1,72)
Kleidergröße: weiß ich nicht. Ehrlich. Ich kenne grad "sitzt zu weit am Po" und "ist zu eng am Bauch"
Ich werde wohl deutlich mehr für Klamotten ausgeben sobald ich fit genug bin, mir welche zu kaufen.
Ich habe keine Ahnung, wie viel ich fernsehe, ich schätze zwischen 30 und 130 Minuten am Tag, kommt drauf an wie ich schlafe.
Schuhe: 7 Paar
Kinder: 3 bis 4, je nachdem wie man rechnet
Lippenstiftverbrauch: strebt gegen null, ich nehme meist nur einen Pflegestift, zählt das?
Gehalt: reden wir nicht drüber...
Gewicht: grob 70 kg, aber grad in einer anderen Loga spielend
Körbchengröße: 80B oder so.
Schuhgröße: 41, in Winterschuhen 42 da die Mode-Mafia nie einrechnet, daß frau dicke Socken tragen könnte statt Nylons...
Mit Untermieter/-in im Bauch ist jede Frau ohnehin jenseits jeden Durchschnitts - egal ob nur gefühlt oder von anderen wahrgenommen.
Ich wüsste zu gerne, ob eine Frau existiert, die diesen Zahlen auch nur annähernd nahe kommt. 1,65 m groß, 68,1 kg schwer, aber Kleidergröße 42? Wie soll das gehen?
Pflegestifte würde ich als Kosmetikanwendungsschwertuerin schon mitzählen.
Ich bekomme ständig von irgendwelchen Weißkitteln Tabellen mit Durchschnittswerten, die ich dann bitte auf mich beziehen soll.
Wie viel Gewichtszunahme den "im Durchschnitt" "normal" wäre zB. ich gucke, frage, was ich denn tun soll wenn ich drunterliege (was ich ja grad eher weniger beeinflussen kann) oder ob ich eine Diät starten soll wenn ich drüber liege. "Nein, das nicht". Aha, was dann? Themenwechsel.
seufz...
Ja, alles nicht so einfach, aber für solche Situationen haben wir ja glücklicherweise unser Bauchgefühl und das liegt meistens richtig, oder?
Eben weil wir das haben finde ich diese ungefragten Ratschläge so nerivg. Wer sich total unsicher ist, kann ja nachfragen. Oder man fragt "Wollen Sie über Gewichtsveränderungen sprechen?" statt erst mal loszuratschlagen.
Das sehe ich genauso, aber wir können dagegen leider nichts tun, außer auf Durchzug schalten oder klar sagen, das wir das nicht wollen. Ist leider so. Ich erkläre mir solche Phänomene meistens als Resultat aus übermäßigem Fernsehkonsum ...
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