Eintopfpoesie
Heute habe ich die Kündigung erhalten. Ohne Begründung, ohne vorherige Abmahnung oder sonstige Gespräche in die Richtung.
Wann meine Chefs das beschlossen haben, ist für mich nicht nachvollziehbar. Das Schreiben lag heute unfrankiert in meinem Briefkasten. Anscheinend war jemand hier und hat sie eingeworfen. Geklingelt hat niemand. Ist ja auch blöd, jemandem so etwas persönlich mitzuteilen.
Gestern hat mich mein Arzt für weiterhin arbeitsunfähig befunden. Das habe ich ordnungsgemäß mitgeteilt. Es war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, was mich denn da genau für ein Virus dahingerafft hat. Klar war lediglich, dass ich immer noch vollkommen schlapp und überhaupt nicht auf den Beinen bin.
Jetzt sitze ich hier und wunder mich. Was geht denn in den Hirnen von solchen Menschen vor???
Immerhin sind meine Bauchschmerzen verschwunden. Die sind in den letzten zwei Monaten immer stärker geworden. Ich konnte es an nichts Greifbarem festmachen, aber ich hatte das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Die neuen Chefs haben sich freundlich-neutral verhalten, die Chefin hat sich benommen wie immer und trotzdem war ich mir sicher, dass irgendwas im Argen ist, dass irgendwas nicht stimmig ist.
Und was habe ich daraus gelernt?
1. Es lohnt sich nicht aus Rücksicht auf die Arbeit, eine Mittelohrentzündung zu verschleppen.
2. Auf mein Bauchgefühl kann ich mich verlassen.
3. Nur Eintöpfe schmecken aufgewärmt besser - auf die Arbeit ist diese Theorie leider nicht übertrabar.
Das tut mir leid für Sie, es ist hässlich, so behandelt zu werden. Die Kündigung auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen zu lassen, könnte sich aber trotzdem lohnen. Vielleicht springt wenigstens noch eine Abfindung heraus. Dafür müssten Sie sich aber sofort an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht wenden, denn es laufen Fristen.
Dass Sie sich auch umgehend bei der Arbeitsagentur melden müssen, wissen Sie ja sicherlich.
Vielen Dank für Ihr Mitgefühl.
Ich habe schon alles notwendige veranlasst.
Diese Aktion erinnert mich wieder daran, warum ich vor sieben Jahren in dieser Firma gekündigt habe ...
Ich habe letztes Jahr nur wieder dort angefangen, weil ich meine Kolleginnen und auch die Arbeit als Immobilienverwalter sehr mag und mir immer wieder versichert wurde, dass es nicht mehr so ist wie damals. Das hat auch gestimmt, aber anscheinend haben wir nun eine Rückentwicklung in alte Muster.
Außerdem musste ich gestern an meinen Hund denken. Der hat vor einigen Monaten ganz deutlich gezeigt, was er von meiner Chefin hält: nichts Positives.
Ich glaube, ich werde ihn künftig immer mitnehmen und potentielle neue Chefs vorab von ihm abchecken lassen ...
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