Heute führe ich einen voll unwissenschaftlichen und an den Haaren herbeigezogenen Beweis.
Ich beweise, dass zu viel Technik ein Beitrag zur Verblödung ist.
Naja, das Beweisobjekt ist noch nicht einmal besonders technisch. Vielmehr handelt es sich um einen Toilettendeckel, der mechanisch betätigt wird. Es ist also noch ein Minimum an Eigeninitiative erforderlich, um den Deckel seinem Zweck entsprechend zu nutzen, nämlich die Kloschüssel abzudecken.
Jetzt aber zu meiner Beweisführung:
Je nach Stimmungslage könnte ich ausflippen, wenn jemand den Toilettendeckel offen lässt. Meine beiden Krümelmonster haben die außergewöhnliche Gabe, das zwar nicht immer zu vergessen, dafür immer, wenn ich in Ausflippstimmung bin.
Aus diesem Grund habe ich mich vor kurzem - der alte Deckel musste ohnehin ausgetauscht werden, da kaputt - zum Kauf eines Superduperhightec-Deckels für schlappe 19,99 € entschieden: Ein Deckel, der nach einem leichten Anschubser selbsttätig und leise auf seinen Platz herunterfährt. Faszinierend.
Ich bin davon ausgegangen, dass die Faszination ausreicht, um meine Kinder dazu zu bringen, IMMER den Deckel zu schließen. Am Anfang war das auch noch so. Klar, war ja neu und toll und ein leichter Schubs genügt, aber die Begeisterung ist in Gewohnheit übergegangen und so sind wir mittlerweile wieder im Alltag mit offenen Deckeln angelangt.
Irgendwann ging Prachtexemplar Nr. 2 auf die Toilette, kommt sofort zurück und schreit: Wer war als letztes auf Toilette? Hier ist alles dreckig! Niemand hat sich bereit erklärt, die Schuld zu übernehmen. Rätsel über Rätsel. Wer war der Übeltäter?
Miss Hilde Marple musste sich also doch von ihrem Platz erheben und den Tatort inspizieren. Kind musste ja schließlich auf die Toilette und es war langsam dringend, aber es ging ja nicht, da Übeltäter sich nicht gemeldet hat, usw usw
Nach Inspektion des Tatortes kam ich zu folgendem Schluss: Katerli Piet kam von draußen rein und hatte Durst. Der Katzenwassernapf war leer, der Hundewassernapf war leer. ABER: Die Toilettentür stand offen (auch ein Ausflippgrund) und - tataaaa - der Toilettendeckel auch UND!!! in der Toilette ist lecker Wasser. Also rauf auf die Brille und die Toilette (wir haben keinen Tiefspüler) leer trinken. Draußen hatte er sich dreckige Pfötchen geholt und weil er anscheinend auch in der Toilette drin stand, war die ganze Brille rundherum mit seinen matschig braunen Pfotenabdrücken verziert.
Katzenpfotenabdrücke! Viele. Eindeutig erkennbar*, was natürlich auch das fehlende Geständnis des Täters erklärt hat. Vom fehlenden Gewissen mal ganz abgesehen. Katerli lag schon hoch zufrieden, da nicht mehr durstig, an irgendeinem seiner bevorzugten Schlafplätze.
*Nicht für Prachtexemplar Nr. 2 - dem Kind mit der (hierzulande leider leider) typischen
Technikausstattung.
So. Beweis geführt.
Nachtrag:
Ein paar Tage später ist dasselbe Kind am Anschalten des Föhns gescheitert. Föhn. Einem Föhn mit nur zwei Hebeln und einem Stecker.
Er gibt sich wirklich große Mühe, seinem
Bruder nachzueifern.