Pflicht oder Kür?
In einer Sache bin ich ganz besonders unbegabt: Mich mit Dingen abfinden. Besonders, wenn es sich hierbei um Seelen- und Herzschmerzen handelt.
Wenn mir mal wieder ein Unglück geschieht, dann kann ich mir nicht selbst sagen: Naja, tut weh, hört wieder auf, ist nunmal so. Nein. Vielmehr wird gejammert - innerlich und äußerlich. Der Verlust wird ausgiebigst betrauert. Irgendwann habe ich etwas Abstand dazu und dann wird der ganze Schmerz von allen Seiten begutachtet und ich versuche einen Sinn darin zu sehen, warum ausgerechnet mir armem Häschen so ein furchtbar ungerechtes schmerzhaftes leidvolles Schicksal zugemutet wird. Wochen- und monatelang kaue ich darauf rum, lecke meine Wunden und suche und suche und suche nach der doch ganz sicher vorhandenen Antwort auf meine Frage.
Während dieser Zeit kreise ich also immer noch um irgendeinen Mist in meiner Vergangenheit und verpasse gleichzeitig das Jetzt. Das geht so lange, bis ich mich damit abfinde, dass ich nichts mehr am mir widerfahrenen Unglück ändern kann und dass es mit großer Wahrscheinlichkeit schlicht und ergreifend keine Antwort auf das Warum geben wird.
Dann huschen Herz und Seele wieder ganz schnell zurück in die kleine Hilde und richten sich im neuen Leben ein. Finden sich doch noch widerwillig damit ab, dass manche Dinge numal passieren und man ganz manchmal ein ganz kleines bißchen daraus lernt und noch ganz manchmaler danach Dinge passieren, die vielleicht nie passiert wären, wenn man noch in der alten, vor Kurzem noch so arg betrauerten Situation stecken würde. Manchmal meldet sich Werwölfchen noch ganz leise zum Thema, aber das wird einfach auf seinen Platz verwiesen.
Und jetzt? Jetzt hat's Huch gemacht und der vor kurzem noch (nicht mehr aber auch nicht weniger) schnucklige Mann hat sich als vielmehr als nur schnucklig rausgestellt. Und ich hab mich rein fallen lassen. Einfach so. Und wurde aufgefangen. Einfach so. Und dann - ich kann schließlich schlecht raus aus meiner verschwurbelten Denkweise - kam mir der Gedanke, dass es auch in der Liebe vielleicht sowas wie Pflicht und Kür gibt. Vielleicht darf ich nun nach einem ausgiebigen Pflichtteil in der Kür weitermachen?
Wenn es so sein sollte, dann werde ich es irgendwann wissen. Ob es dann noch wichtig zu wissen ist, wage ich zu bezweifeln.
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