Wonderwall
Als ich den Mann zum ersten Mal bewusst gesehen habe, hab ich nur gedacht: Das ist er also. Und dann hab ich den ganzen Abend beobachtet und geguckt und heimlich hingeschielt und zugehört und fast nichts mit ihm geredet.
Nach diesem Abend hab ich meine Freundin angerufen und nur ein Wort gesagt: Ja.
Mehr ging nicht, weil einfach alles klar war. Keine weiteren Fragen mehr.
Ich habe mir immer einen Mann gewünscht, der sich auch mal um mich kümmert und einfach da ist für mich. Genau so, wie es für mich immer selbstverständlich war. Bekommen hab ich das fast nie oder nicht in der Dosierung, die ich jeweils gebraucht hätte. Teilweise kann ich heute nur noch den Kopf schütteln, wenn ich daran denke, wie doof ich manchmal war. Mich abgestrampelt und alles hergegeben habe, was ging. Wurde auch meistens gerne angenommen, aber zurück kam selten etwas oder nicht das von mir benötigte.
So. Jetzt ist er da. DER MANN. Und ich? Ich kann schlecht damit umgehen, dass er genau das alles für mich tut, was ich mir immer gewünscht habe.
Er bekommt ziemlich schnell und zuverlässig heraus, wenn bei mir das Geld knapp wird. Das passiert manchmal und bis jetzt hab ich solche Situationen immer ganz alleine gemeistert. Jetzt gehe ich mit dem Mann einkaufen und er bezahlt die kompletten Einkäufe. Gestern hat er mich in Schuhgeschäfte geschleppt und wollte mir Schuhe kaufen. Davon träumen, das behaupte ich jetzt einfach mal, so einige Frauen. Zum Glück habe ich nichts gefunden, was mir gefallen hat, sonst hätte ich nicht mehr schlafen können. Sogar das Futter für meine Hunde bezahlt er, den größten Teil vom Urlaub, Teenie-Ding eine sauteure Hose, die er jetzt anziehen muss, bis sie auseinanderfällt. Und und und.
Ich finde das unglaublich süß und ich erwarte das nicht von dem Mann und ich könnte ihn jedes Mal knutschen, weil er das so selbstverständlich einfach macht. Umgekehrt würde ich das schließlich genauso tun.
Und trotzdem ist mir das immer peinlich. Ich hab dann Bauchschmerzen, winde mich wie ein Regenwurm und würde mich am liebsten ganz schnell irgendwo verkriechen.
Annehmen ist für mich ganz schwierig. Hergeben kein Problem. Ist das eine Folge von 15 Jahren Alleinerziehend sein? Oder vielleicht sogar eine Folge von sowieso irgendwie immer auf mich selbst gestellt sein (mangels fähiger Eltern)?
Wie schafft man das, sich zu entspannen, wenn sich plötzlich jemand kümmert? Gute Tips nehme ich gerne an.
Bis dahin übe ich mich im Genießen.
veilchenpastille am 23. August 14
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