Blinde Kuh
Manches war in der Kindheit doch ganz nett. Zum Beispiel Kindergeburtstage. Die besten Freundinnen durften kommen und wenn man nur einen Jungen einladen wollte, dann musste immer ein zweiter dazu, damit die beiden sich mit den vielen Weibern nicht alleine gefühlt haben.

Dann gab es Unmengen Kuchen, Süßigkeiten, Pommes und Würstchen, Eis und Kinderbowle. Immer hat mindestens ein Kind geheult und / oder gekotzt.

Wir haben ohne elterliche Aufsicht miteinander gespielt und abends gab es noch eine kleine Mitgebseltüte mit noch mehr Süßigkeiten, damit einem spätestens nach deren Verzehr vor Überzuckerung schlecht wurde.

Es war relativ egal, ob da ein oder zwei Kinder dabei waren, die sich nicht so gut kannten oder verstanden. Entweder das blieb so oder solche Gelegenheiten wurden zum Grundstein neuer Freundschaften.

Absagen ist unhöflich. Egal, ob der rothaarige Marco oder die allwissende Streber-Carmen auch da sind. Da muss Kind durch. Und am Ende war es meistens gar nicht so schlimm.

Jetzt gibt es keine Eltern mehr, die die Einladungsliste überarbeiten oder von denen man trotz Protest zu den Partys hingebracht wird.
Ich bin erwachsen und muss muss nun selbst entscheiden, ob ich stark genug bin, eine Einladung von einer geliebten Freundin anzunehmen in dem Wissen, dass evtl. eine andere einst gemeinsame Freundin, der ich mal sehr sehr nah stand, da sein könnte.

Ich weiß nicht, ob ich das aushalten kann. Eher nicht. Unsere gemeinsame Vergangenheit und das blöde Ende gehen mir noch zu nah.

Absagen, weil eine andere kommt? Früher unmöglich, jetzt eine schwierige Entscheidung. Ich glaub, ich werd mal mit der Gastgeberin telefonieren. Reden hilft bestimmt.

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