Mit Lipödem leben ist ja auch so'ne Sache. Ich war ab der Pubertät das Mädchen mit den dicken Waden. Egal, wieviel ich wog. Die Waden waren immer hammermäßig und haben nicht zum Rest gepasst. Die Großtante aus Jugoslavien hatte dasselbe, damit war das Thema erledigt. Wie sehr ich darunter gelitten habe, hat niemanden interessiert.
Keine Ahnung, ob damals Ärzte diese Krankheit schon auf dem Schirm hatten. Mal zumindest die Allgemeinmediziner, die ich gefragt habe, woran das liegen könnte, hatten keinen blassen Schimmer.
Bis dann irgendwann meine Frauenärztin mich zum Phlebologen geschickt hat. Da war ich zwar schon über 40, aber immerhin hatte die seltsame Optik endlich einen Namen.
Bis vor kurzem wollte ich nicht einsehen, dass medizinische Stützstrümpfe doch angebracht sind. Aber seit ich als Betreuungskraft arbeite, bin ich so viel auf den Beinen. Letztendlich hab ich klein beigegeben, weil vor allem im Sommer kann das richtig unangenem sein. Seit ein paar Wochen hab ich sie und ich muss sagen: Ich liebe diese potthässlichen Teile.
Die Bezeichnung Strumpf find ich nicht ganz passend. Die Dinger sind so dick, die stehen von selbst. Ich nenne sie liebevoll meine Stützstiefel, schwinge sie über dem Kopf und singe I'm too sexy for my man, während der Mann Top-Gun-mäßig mit seiner Schlaf-Apnoe-Maske inkl. Beißschiene im Mund neben mir sitzt.