Samstag, 9. Februar 2013
Wahrnehmungs-Check
Eben waren meine Krümel und ich schwimmen. Endlich haben wir uns mal wieder die Zeit genommen, etwas zusammen zu machen. Und dank Karneval war es auch nicht so überfüllt, wie an normalen Samstag Nachmittagen.

Wir haben hier kein besonders üppig ausgestattetes Schwimmbad, es gibt also keine Rutschen, keinen Strudel und keine Wasserfälle. Aber dafür haben wir immerhin drei Becken, ein paar Sprungbretter und es ist hell, sauber und freundlich. Uns dreien genügt das voll und ganz.

Im Schwimmbad wird jedes Mal mein Blick für die Realität zurecht gerückt. Wenn ich mir einbilde, dass ich eine verkorkste Figur habe (mit meinem Reithosenspeck, den dicken Waden, den sehr stabilen Fesseln, dem Popo mit einer Kleidergröße mehr als der Taille), dann muss ich eigentlich nur ins Schwimmbad gehen.

Abgesehen davon, dass ich heute - unabhängig vom Gewicht - mehr gut gebaute Frauen als Männer gesehen habe, fällt besonders das Selbstbewusstsein dieser Durchschnittstypen auf. Kein einziger hat versucht, seinen Bauch zu verstecken. Geht ja auch schlecht in Badehose, aber trotzdem.

So ziemlich jeder Mann wirkt, als wäre er vollkommen zufrieden mit sich und seiner - im seltensten Fall wirklich guten - Figur. Ist ja auch schließlich teuer gewesen, der Bauch - höhö ... Der Pelz auf dem Rücken hält warm, die grauen Strähnen wirken reif und erfahren, die angehende Halbglatze wird selbstbewusst zur Schau gestellt, als wäre Mann Bruce Willis.

Und jetzt bin ich wieder an dem Punkt, dass heute tatsächlich wesentlich mehr hübsche, gut gebaute Frauen, die aussahen, als würden sie auf sich achten, da waren. Nur sind die komischerweise nicht herumstolziert und haben ihre dicken Popos und / oder kleinen kuschligen Bäuche (nach ein paar Schwangerschaften schließlich vollkommen normal) zur Schau gestellt. Die meisten haben sich, sobald sie das Wasser verlassen haben, in ein Handtuch gewickelt und in eine Ecke verzogen. Statt sich auf's Bäuchlein zu klopfen und zu sagen: Super mein Bauch. Den hab ich durch meine Schwangerschaften. Guckt euch mal meine tollen Kinder an. Die sind da drin gewachsen. Und mein dicker Popo fühlt sich echt kuschlig an. Auf den bin ich ganz besonders stolz.

Komisch ist das. Sehr befremdlich. Jedenfalls bin ich nach Hause gefahren mit dem Bewusstsein, dass ich keinen Grund habe, mich über meine - für 42 Jahre und nach zwei Schwangerschaften - ganz o.k. Figur aufzuregen. Hat aber bei mir auch ziemlich lange gedauert, bis ich dahin gekommen bin. Und was die Realitätszurechtrückung auch unterstützt hat, ist die Haarfärbe- und Gewichtskontrollverweigerung.

Da fällt mir noch ein Kompliment ein, dass Prachtexemplar Nr. 2 mir vor einiger Zeit mal gemacht hat. Wir liefen uns morgens kurz nach dem Aufwachen im Flur über den Weg. Ich war noch verstrubbelt, zerknautscht und ziemlich verlottert gekleidet und das Kind sagt zu mir: Mama, du bist viel schöner als ein Top-Model. Und während ich mich noch über meinen süßen Sohn freue, gibt er mir sofort (unbeabsichtigt) den Dämpfer: Ja wieso, die sind ja auch hässlich.
Danke, danke.

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Samstag, 18. Februar 2012
Cellulite im Sternchendesign
Punkte üben seit jeher eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Marienkäfer finde ich unheimlich hübsch. Gepunktetes Geschirr steht auf meiner mentalen Liste der Haushaltsausstattung, die ich mir noch gönnen werde, ganz oben. Kleidung mit Punkten finde ich unwiderstehlich. Schirme, Taschen, Seifenspender, Schuhe, Kissenhüllen, Hinterherziehtrollies – sind Punkte drauf, dann ist das ein Pluspunkt. Mit über 40? Ja, genau so ist das.

Normalerweise mache ich mir keine Gedanken über mein Alter. Ich muss oft sogar nachrechnen, wie alt ich denn nun eigentlich bin. Das mache ich mindestens einmal im Jahr, nämlich wenn meine kleine Schwester Geburtstag hat. Dann denke ich immer: So alt ist die schon? Wie alt bin ich denn dann schon?

Ich habe mir selber und meiner gefühlten Alterslosigkeit viel zu lange keine Chance gegeben. Habe zu sehr auf die anderen mit den schlanken Beinen, den Locken, der schönen Naturhaarfarbe geschielt und war fokussiert auf meine „Mängel“. Erst seit ungefähr zwei Jahren wird unerklärlicherweise alles besser, obwohl zwei Schwangerschaften ihre Spuren hinterlassen haben und ich naturgemäß nicht mehr knackiger werde.

Außerdem pflege ich meinen manchmal immer noch ausgeprägten Teenie-Geschmack. So schlimm, dass ich ernsthaft Hello Kitty-Unterwäsche anziehe, ist es nicht. Aber Punkte, Sternchen, Ringel, Blümchen und manchmal auch gruseligen Kitschkram – alles bestenfalls in quietschbunt. Das mag ich. Dazu steh ich.

Ich bin klein und habe keine besonders zart gebauten Beine. Bin also eher die Kompaktklasse, ohne dick zu sein, aber alles ist irgendwie knubbelig. Letzten Winter habe ich mit Ringelstrumpfhosen (quer geringelt!) geliebäugelt. Einen kurzen Moment hatte ich den Impuls, die wieder zurück zu legen, weil ich unsicher war, ob Frauen über 40 mit meinen Kompakt-Beinen Ringelstrümpfe tragen können, ohne sich unwohl zu fühlen und die Umwelt zu schocken. Schließlich möchte ich keine Gefahr für den Straßenverkehr sein. Ich bin dann zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen über 40 unbedingt Ringelstrumpfhosen anziehen sollten, wenn ihnen der Sinn danach steht. Wer sich daran stört, soll halt wegschauen. Zudem gibt es schlimmeres. Ich habe mir also direkt zwei Paar in unterschiedlichen Farben gekauft und ziehe die auch zu Röcken an.

Ich bin mit Frauen befreundet, die einige Jahre älter sind als ich. Ihnen gehört meine volle Bewunderung und Hochachtung, weil ich den Eindruck habe, dass jede von ihnen mit jedem Jahr nur besser wird. Natürlich sieht man irgendwann nicht mehr aus wie mit 18, aber dafür kommen ganz viele tolle Dinge dazu: Falten, Cellulite, verschobene Knochen… Nein, das war jetzt ein Scherz. Damit müssen wir zwar auch leben, aber in erster Linie werden wir unabhängiger, erfahrener, mutiger, lockerer, schlauer, wir gehen anders mit den Männern um, reagieren souveräner in schwierigen Situationen, wissen, was uns gut tut...

Und dann gibt es noch die tollen jungen Frauen, mit denen ich befreundet oder bekannt bin. Bei denen man jetzt schon erkennt, dass die noch viel toller werden können und das ganz bestimmt auch tun. Diese Aussicht ist eine wahre Freude und macht mich glücklich. Solch tollem Nachwuchs möchte ich doch viel lieber ein: „Hey, es wird immer besser. Freu dich auf jedes Jahr, das du erleben darfst.“ vorleben als ein: „Bäh, alt werden ist scheiße, die Möpse hängen, das Gesicht hat Knitterfalten wie die letzte Scheibe Käse in einer Plastikverpackung, man ist schneller müde und hat an einer (wenn überhaupt) durchfeierten Nacht wesentlich länger zu knabbern als mit Anfang 20.“

Nein! Dagegen wehre ich mich und hoffe, jetzt sitzen ganz viele Frauen vor ihrem Rechner und nicken mir zustimmend zu. Also Mädels, entspannt euch und lebt unseren Nachfolgerinnen jedes Alter positiv vor. Was die Männer können, das können wir genauso gut. Die mögen in sich ruhende Frauen. Mit denen kann man nämlich viel mehr Spaß haben und gemütlich zusammen leben. Abgesehen davon werden die Jungs auch nicht frischer. Lieben wir sie deswegen weniger? Na also.

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