Freitag, 22. Juni 2018
Grüß mir die Sonne
Vor kurzem kam mein Prachtexemplar Nr. 2 mit seiner letzten Englischarbeit angewackelt. Thema war "Helikoptereltern". Alleinerziehende kommen eher nicht dazu, ihre Kinder überzubeglucken, darum war das für uns nie problematisch.

Das hat mich aber darauf gebracht, über etwas anderes zu schreiben, das ich in der letzten Zeit immer öfter beobachte: Helikopterhundehalter. Laufen hier in unserer Umgebung auch mindestens zwei rum. Finde ich befremdlich und auch potentiell gefährlich.

Meine Hunde sind wirklich nicht perfekt erzogen. Der eine mehr, der andere weniger. Aber das Hunde-ABC beherrschen alle. Heißt zum Beispiel: Hundebegegnung zwischen einem meiner unkastrierten Rüden und einer Hündin, auf die er total abfährt, Hündin findet ihn doof, blökt ihn an, Rüde trollt sich von dannen. Normale, gesunde Hundekommunikation. Jetzt das ganze mit Helikopterhundehalter und dessen Hündin: Kaum in Sichtweite kommt schon der Schrei "Keine gute Idee" inklusive den eigenen Hund an der Leine ganz nah ran nehmen und weiterschimpfen. Panik, Schrei, Quietsch. "Ihr Hund hat meinen gebissen" ??? Häh? Hund war auf 1 m Abstand und wollte nur mal gucken, wer da kommt. Hund von Helikopterhundehalter hat zwar gequietscht, aber nur mal so vorbeugend. Nichts schlimmes passiert, bis auf den eskalierenden Menschen an der Leine. Mein Einwand, dass je mehr Mensch sich aufrege und schreie, desto schlimmer werde die Situation wird niedergebrüllt. Man stampft schimpfend und wutschnaubend weiter und ich verstehe die Welt nicht mehr.

Ich glaube, hier entwickelt sich ein übertriebenes Verantwortung für den Hund übernehmen. Vom Prinzip her finde ich es richtig, dass man seinen Hund in Notfällen möglichst vor blöden Situationen bewahren sollte. Kommt aber immer auf den Zusammenhang an. Pauschal alle anderen Hunde zu Mördern zu machen, ohne zu sehen, was passiert denn da eigentlich, muss ich wirklich was tun, finde ich unmöglich.

Es gibt Hunde, die wollen keinen Kontakt zu anderen. Das ist total o.k. Sind aber die wenigsten. Ich behaupte jetzt mal, dass das in erster Linie die Halter sind, die nicht möchten, dass ihr Hund Kontakte zu anderen hat. Warum auch immer. Jedenfalls halte ich das nicht für artgerechte Haltung. Hunde sind soziale Wesen, die sich zwar eng an den Menschen binden, jedoch trotz allem Umgang mit ihresgleichen benötigen. Und dazu gehören auch mal Auseinandersetzungen. Nur weil sich zwei anblöken, heißt das nicht, dass sie sich gleich töten werden. Die sagen sich die Meinung und danach geht man sich entweder aus dem Weg oder verträgt sich. Und genau da ist der Knackpunkt. Hunde, die nie die Gelegenheit bekommen zu lernen, wie es nach einer Auseinandersetzung weiter geht, haben irgendwann ein Defizit. Und das kann dann in die Hose gehen.

Begegnungen zwischen Hunden müssen nicht immer zu 100 % positiv sein. Aber jede Begegnung sollte die Chance bieten, sich hundgerecht auf irgendeinen Konsens zu einigen, ohne dass Mensch dazwischenplatzt und alles unterbricht, dabei hysterisch wird und schreit und dem eigenen Hund damit total verwirrende Signale gibt.

Darum plädiere ich für: Entspannt euch. Wenn ihr euren Hunden eine gute Basis mitgegeben habt, dann kann der auch blöde Situationen erst mal alleine bewältigen. So schnell fügen Hunde sich gegenseitig keine ernsthaften Beschädigungen zu. Da sind gesunde Hunde nicht dran interessiert.

Das ist wie bei Kindern. Die hauen sich im Sandkasten auch das Förmchen auf den Kopf und danach wird zusammen lecker Sandkuchen genossen.

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