Mittwoch, 9. Mai 2012
high tech
Seit mein Entfesselungskünstler namens Bing im Auto mittels stabilem Metallgitter im Kofferraum gefangen ist, betätigt er sich als Abstandsunterschreitungsmelder. Wenn uns jemand zu nah auffährt, dann bellt und knurrt das Tier den Übeltäter nieder. Schade, dass wir das nur hören und nicht diejenigen, die es betrifft ...

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Freitag, 4. Mai 2012
Bings persönliche Liste der potentiellen Bedrohungen
Unser Hund empfindet die erstaunlichsten Dinge als potentielle Bedrohung. Unsere Hund-Mensch-Trainerin hat mir beigebracht, dass ich als Hundeanführer in solchen Momenten die Lage checken soll, damit Hundi sieht: Es ist nichts zu tun. Der Chef hat sich schon darum gekümmert.

So kommt es, dass man mich des öfteren draußen dabei beobachten kann, wie ich Bedrohungen beschnüffele.

Zur Veranschaulichung hier eine beispielhafte Liste:
- ein großes Blatt einer mir unbekannten Pflanze am Wegrand,
- ein orangefarbener Motorroller,
- ein Anhänger,
- ein schwarzer BMW,
- ein roter New Beatle,
- ein leerer Popcorn-Eimer,
- unser weißer Metallschrank im Wohnzimmer,
- das Bügelbrett und das fauchende Dampfbügeleisen (vielleicht eine komische Katzenart?),
- ein Holzhäuschen im Vorgarten der Nachbarn von gegenüber,
- die Ledersessel in der Praxis meiner Ärztin,
- Kunststoff-Ummantelungen für neu angepflanzte Bäumchen im Wald,
...

Besonders bei dem BMW kam ich mir beim Beschnüffeln etwas komisch vor. Der wird nämlich durch eine Kamera überwacht, die per Bewegungsmelder angeht, wenn sich jemand dem Auto nähert. Ich weiß nicht, ob das lediglich aufgezeichnet und bei Bedarf angesehen wird oder ob mich dann jemand live dabei beobachtet. Ungeachtet dessen, finde ich allein die Vorstellung schon sehr lustig. Über solche Dinge kann ich mich ja von Herzen freuen.

Aber was tut man nicht alles, um Hundi zu beruhigen und seine Position als Anführer zu festigen. Und das beste ist: Das funktioniert wirklich.

Also, hier der Tip des Tages: Aufgeregte Hunde beruhigt man am schnellsten, wenn man die Auslöser beschnüffelt, den Hund dabei ignoriert und dann weitergeht. Wenn ich nun in der nächsten Zeit immer mehr Autos und Holzhäuschen beschnüffelnde Menschen draußen treffe, dann weiß ich dass meine Botschaft in der Welt angekommen ist ...

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Donnerstag, 3. Mai 2012
DuSie
Heute habe ich festgestellt, dass etwas jetzt - als Frau über 40 - tatsächlich komplizierter ist als mit 20. Und zwar das Du. Früher war jeder, der genauso oder ungefähr so alt war, wie man selbst, ganz selbstverständlich Du. Alle älteren Mitmenschen waren Sie.

Ganz schlimm war damals für mich der Moment, in dem ich selbst bei H&M oder in der Kneipe gesiezt wurde. Da fühlt man sich mit Mitte 20 schon uralt. Noch schlimmer war mit Mitte 20 aber, wenn man beim Türsteher vom Club den Personalausweis zeigen musste, um zu beweisen, dass man volljährig ist. Das passiert mir heute nicht mehr. Auch wenn ich manchmal an der Supermarktkasse stehe und mir ausmale, wie sich das anfühlen würde, wenn mich die Kassierer nach meinem Ausweis fragen würden, damit sie sicher sein können, dass ich schon Wein kaufen darf. Mit solchen Tagträumen versüße ich mir gerne die Wartezeit in der Schlange. Schließlich stehe ich - genau wie jeder andere Mensch - immer dort, wo es am langsamsten voran geht, die Bonrolle alle ist, etwas storniert werden muss, jemand sein Geld vergessen hat oder sonstige Lästigkeiten die ungeduldigen Kunden aufhalten.

Prachtexemplar Nr. 2 hat mir vor Jahren in dem Zusammenhang ein süßes Kompliment gemacht, als er mein Führerscheinfoto gesehen hat: Mama, heute bist du aber viel schöner. Ist das nicht süß? Doppelt so alt, wie auf dem Foto und viel schöner. Das hört doch jede Frau gerne, auch wenn der Spruch von einem Vierjährigen kommt.

Jetzt trifft man Menschen, die findet man sympathisch, man ist ungefähr im selben Alter, man kommt ins Gespräch und dann steht plötzlich die (oft unausgesprochene) Frage der Anrede im Raum. Du oder Sie?

Ich bin in solchen Dingen ohnehin etwas schwerfällig. Wenn ich mal ganz zutraulich auf jemanden zugehe, überrasche ich mich selbst damit am meisten. Hab ich das dann tatsächlich geschafft, weiß ich nicht, wie es weitergeht. DuSie?

Wie doof. Eigentlich sollte ich doch mittlerweile ganz souverän mit solchen Situationen umgehen können. Aber nein, Madame Hilde kann das nicht.

Heute habe ich mir ein Herz gefasst. Bei wer-kennt-wen habe ich zufällig eine nette, ungefähr gleichaltrige Person gefunden. In der Realität sind wir ins Gespräch gekommen, weil unsere Hunde so gern miteinander spielen. Ich war ganz tapfer und habe sie angeschrieben und zwar mit Du, aber auch gleichzeitig gefragt, ob das o.k. ist. Man weiß ja nie.

So. Und jetzt warte ich auf das Ergebnis meiner Mutprobe. Wahrscheinlich macht sich ausser mir kaum jemand Gedanken über solche Nebensächlichkeiten. Trotzdem musste ich das jetzt mal loswerden.

Nachtrag:
Mir sind noch ein paar Konstellationen eingefallen, bei denen ich ganz klar beim Sie bleiben will und es niemals zum DuSie kommt:
1. (Meist) ältere Mitmenschen, vor deren Erfahrung und Wissen ich den größten Respekt habe. Da ist das für mich auch vollkommen o.k., wenn ich für die einfach nur "dat Määdsche" bin. Bin ich ja auch, weil jünger und unerfahrener.
2. Fiese Menschen, egal welchen Alters, bei denen es ebenfalls niemals zum DuSie kommt, einfach weil sie sich ekelhaft, missgünstig, aggressiv oder sonstwie daneben benehmen. Dann kann man mit einem Sie immer noch wenigstens etwas "Sicherheitsabstand" herstellen.

P.S.: Mutprobe geglückt. Lustig.

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