Gestern waren wir auf der Schulabschlussfeier von Teenie-Ding.
Wie in unserem Camp üblich war diese Unternehmung geprägt von Teenie-Dings in den Bart genuschelten Ein-Wort-Satz-Informationen, die auf den letzten Drücker rüberkamen.
So habe ich erst am Sonntag Abend kurz vor dem Schlafen gehen erfahren, dass diese Feier am Mittwoch sein soll. Zufällig habe ich in den zwei Tagen danach herausbekommen, dass die Veranstaltung nicht in der Schule sondern in der Stadthalle ist und nur drei Personen pro Schüler mitkommen dürfen. Die anderen beiden Begleitpersonen, Papa und Oma, haben noch später erfahren, dass sie die Ehre haben, dem Spektakel beizuwohnen.
Dienstags sind wir dann noch was Schickes einkaufen gegangen. Wie für meinen kleinen eitlen Gockel üblich hatte er sich akribisch darauf vorbereitet. Bei H&M hat er mir Fotos von lässigen Typen gezeigt, die er sich im Internet vorher angeschaut hatte. Alle hatten weiße Hemden mit Westen, Jeans und Dreitagbart. Das Hemd mit der Weste und Jeans war machbar, für den Dreitagebart reicht es bei Teenie-Ding noch nicht. Trotzdem war ich entzückt von der Wahl und Optik meines Kindes.
Die Abschlussfeier an sich war wirklich schön und ich finde, jeder Schulabschluss sollte so gefeiert und gewürdigt werden. Bei uns war das nicht so. Wir haben damals einfach am letzten Tag das Zeugnis in die Hand gedrückt bekommen und das war's.
Auch scheint das Verhältnis Lehrer - Schüler, mal zumindest an dieser Schule, viel lockerer zu sein als es früher üblich war. Die Schüler und Lehrer haben sich in ihren Abschiedsreden und -Liedern gegenseitig auf die Schippe genommen. Die Lehrer wurden liebevoll als Mutti und Papi bzw. Onkel und Tante bezeichnet und reich beschenkt. Für die Schüler hatten die Klassenlehrer wiederum ein selbstgedichtetes Abschlusslied auf die Atemlos-Melodie von Helene Fischer vorgetragen.
Ich habe es geschafft, während der ganzen Veranstaltung nur ein paar Tränchen rauszulassen. Ansonsten habe ich mich zusammen mit Teenie-Dings Papa leise vor mich hingefreut. Man ist ja schon stolz, wenn man sein gut geratenes, tolles Kind auf dieser Bühne stehen sieht.
Teenie-Dings Papa und ich haben es zwar nicht geschafft, ein Paar zu bleiben, aber wir sind beide gleichermaßen verliebt in unseren Sohn. Wir haben uns natürlich ebenfalls gegenseitig ein bißchen aufgezogen und waren uns einig, dass das planlose Verhalten von diesem Kind eindeutig von mir vererbt wurde, die Wortkargheit dagegen ein Mitgebsel von seinem Vater ist.
Teenie-Ding hat das Ganze dann kommentiert mit: Wieso, ich weiß immer genau was ich will, ich erzähl das nur nicht.
Na, wenn das mal kein super Plan für das weitere Leben ist.
Von Samstag auf Sonntag habe ich mir zusammen mit der überaus bewundernswerten C. eine kleine Wochenendflucht nach Zeeland gegönnt.
Überaus bewundernswert unter anderem, weil sie mich fast 48 Stunden am Stück ertragen hat, ohne durchzudrehen. Ich bin nämlich anstrengend, wenn es darum geht, private Entscheidungen zu treffen. Da kann die einfache Entscheidung, ob ich jetzt was esse und wenn ja, was ich dann zu essen gedenke, wenn man mich lässt, ein paar Stunden dauern. C. hat zum Glück ein sozialpädagogisches Studium absolviert, also schafft sie es, mich relativ schnell zu einem Ergebnis zu bringen.
Wir haben uns also am Samstag Morgen auf den Weg gemacht und die Reise wäre keine Reise mit mir gewesen, wenn ich pünktlich um 8 bei ihr angekommen wäre. Es war aber eine Reise mit mir und darum habe ich pünktlich um 10 nach 8 bei ihr angerufen, um mitzuteilen, dass ich verschlafen habe. Aber! Mein Chaos färbt mittlerweile auf den absolut sortierten Mann ab. Auf den hab ich mich nämlich verlassen und selbst keinen Wecker gestellt, weil er seinen Handy-Wecker auf 20 vor 7 programmiert hat. Dummerweise ohne auf den Ladezustand seines Handys zu achten. Der war nämlich fast gleich null und in der Nacht irgendwann dann genau gleich null.
Egal. Ich habe in Rekordzeit meine Tasche gepackt, das heißt, wahllos irgendwelche Kleidungsstücke aus den diversen Kleiderbergen im Wohnzimmer herausgezerrt und in die Tasche geschmissen, Kosmetikartikel in die dafür vorgesehene und schon oft genutzte Uralt-Plastitüte geworfen und losgerast von einem Ende der Stadt zum anderen.
Um 20 vor 9 war ich dann bei ihr. Bin ich gut? Ich bin gut.
Wir waren eingerichtet auf eine Regenwahrscheinlichkeit zwischen 75 und 90 % und was haben wir bekommen? Die anderen 25 bis 10 %. Es gab also laue Luft, Sonnenschein, Glitzerwellen, viel Bewegung, stundenlanges auf's Meer glotzen und noch einige andere Highlights, die ich noch gar nicht alle verarbeitet habe.
Zuerst kommt eine Liebeserklärung an die niederländische Sprache. Ich bin vollkommen entzückt von diesen genialen Wörtern. Sogar ein Knöllchen hört sich bombastisch cool an: "Aankondiging van Beschikking". Das haben wir nämlich auch bekommen. Was genau der Grund ist, weiß ich noch nicht (irgendwas mit Parken), aber ich werde meinen niederländischen Schwager, Herrn Mustermann, sobald das im Knöllchen angekündigte Schreiben angekommen ist, mit der Übersetzung und dem Einlegen von Widerspruch beauftragen. Ich hoffe, er wird gemeinsam mit meinem privaten Rechtspfleger vermeiden können, dass ich 90 € zahlen soll. Ich habe nämlich ein absolut reines Gewissen.
Im Hotel gab es super Flyer mit noch superen Übersetzungen, die ich hier zur allgemeinen Entzückung auszugsweise zitiere:
"Der erste Lern- und Spielbauernhof in Zeeland. ... Ponys streicheln und mit Touch-Screen-Tisch den landwirtschaftlichen Umgang mit der Natur lernen."
oder
"Alte Bunker stehen zwischen freilaufenden Schafen."
oder
"Tagesausflug Segeln auf dem Grevelingmeer. Nichts muss, alles kann!"
oder
"Möchten Sie auf eine schöne und unbürokratische Weise Zeeländische Austern und Muscheln kennenlernen?"
Diese Vorschläge haben uns animiert, alles andere zu machen, als Bunker zu gucken, zu Segeln oder Austern und Muscheln kennen zu lernen. Aber ich fand diese Übersetzungen so niedlich, habe Tränen gelacht und mich einfach nur gefreut. Bestimmt wären meine Übersetzungen von Deutsch zu Niederländisch genauso lustig.
Und als ich dann gestern Abend zu Hause war, hatte ich schon eine E-mail mit dem dank Selbstauslöserfunktion geknipsten Lieblingsurlaubsfoto, das ich meinen Mitbloggern nicht enthalten möchte:

Heute gibt es einen ganz besonderen Leckerbissen:
"Nega-Watt"
Besonderer Leckerbissen, weil das Wort kreiert wurde von einem Menschen mit dem wunderbaren Namen Amory Lovins.
Beides habe ich im aktuellen Greenpeace-Magazin gefunden. Sowas feines zum Morgenkaffee ist kaum auszuhalten. Gleich zwei tolle Wörter...
Jetzt die Kurz-Erklärung:
Nega-Watt bezeichnet die Maßeinheit für theoretisch einsparbare Energie.
Der Wortschöpfer ist Physiker, Umweltaktivist und Träger des Alternativen Nobelpreises.