7 % Verstand
Der Rest meines Verhaltens wird von 60 % Gefühl und 33 % Intuition bestimmt.
Zum Glück habe ich einen sehr ausgewogenen Mann, der "meinen Mangel an Rationalität" ausgleicht und "mir dabei hilft, manchmal noch überlegter zu handeln".
Außerdem habe ich einen extrem starken Willen und hohe männliche Anteile und mein Rückzugsbedürfnis ist überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Immerhin bin ich in der Lage, wenn es mir wichtig genug ist, Kompromisse einzugehen und mich auch sonst einigermaßen anzupassen. (Sehe nur ich hier einen Widerspruch zu den Prozenten?)
Das alles habe ich bei einem Experiment gelernt - und das ging so:
Der Mann und ich melden uns beide bei einer Online-Partnerbörse an und testen, ob wir einander vorgeschlagen werden.
Hat funktioniert. Wir haben 106 Punkte und ich bin bei ihm unter den Top 20. Er dagegen bei meinen Vorschlägen auf Platz 263.
Nach 5 Minuten hatte ich die erste Nachricht, heute Abend hatte ich 7 Nachrichten, davon sogar eine, die sich nett angehört hat. Der Mann hatte eben ein kommentarloses "Like" für die drei Eigenschaften in Schlagwortform (Sozialpädagogin, 102 Punkte), auf die er aber nicht antworten wollte ("Da verschlechter ich mich ja.").
Ich hatte über 2000 Vorschläge, der Mann dagegen 230 Vorschläge.
Worauf beruht dieses Ungleichgewicht? Liegt das an uns beiden? Oder ist das generell so, dass Frauen mehr Vorschläge als Männer erhalten und Männer schneller aktiv werden, wenn es darum geht, die Damenwelt aufzumischen.
Die Top-Übereinstimmungspunkte beliefen sich übrigens bei mir auf 122 mit einem Konditormeister, der sich mir sofort als "süßer Mann" angeboten hat, beim Mann auf 118 Punkte mit einer Lehrerin.
Wir haben das Experiment eben beendet und unsere Accounts gelöscht. Dem einen netten Botschaftschreiber habe ich noch geschrieben, dass ich schon fündig geworden bin und ihm viel Glück gewünscht.
Die 60/33/7%-Frau geht nämlich jetzt mit dem 29/35/36%-Mann, der gerade neben mir sitzt und Heizölpreise beobachtet, nach draußen, um die Garage zu entrümpeln. Das ist nämlich jetzt voll rational, weil morgen der Sperrmüll kommt.
veilchenpastille am 26. August 15
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Der Zustand, der keine Überschrift zulässt und seine Ablenkungen
Ich bin gerade echt mies drauf, aber zum Glück habe ich ja Mitbewohner, die mich aufheitern:
Also gibt es heute mal wieder ein kleines Bilderrätsel, bei dem es wie immer außer Ruhm und Ehre nichts zu gewinnen gibt:
Was verbirgt sich in dem blauen Klumpen und worin befindet sich das "Was"?
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Geisterbahn
Heute hatte ich ein Nachmittagsprogramm, vor dem es mir schon seit längerem gruselt: Bewerbungsfotos machen.
Mit meiner Ausbildung - mal zumindest die, von der ich lebe - arbeite ich nunmal im Büro. Dummerweise hasse ich es, mich so zurechtzumachen, wie man es üblicherweise von Bürodamen erwartet.
Damit ich nicht sofort durch das Raster falle, verkleide ich mich immer und male mich an, wenn ich Fotos machen gehe. Manchmal schaffe ich es sogar vorher nochmal zum Friseur.
Heute war es also wieder so weit. Eigentlich hatte ich das schon vor Wochen hinter mich bringen wollen, aber der Leidensdruck war noch nicht groß genug. Nach dem letzten Knüller, den sich meine Chefin erlaubt hat, ist jetzt endgültig Feierabend. Heute habe ich meine Kündigung abgegeben. Ich habe zwar noch keine neue Stelle und keine Ahnung, wovon ich ab November leben soll, aber irgendwie wird es weitergehen. Eine Sperre vom Arbeitsamt ist mir damit sicher. Schließlich hat Arbeitnehmer ja nicht einfach so zu kündigen.
Ich habe mich die letzten 1 1/2 Jahr von meiner Chefin wie ihren persönlichen Fußabtreter und Schlechte-Laune-Zickigkeit-Blitzableiter behandeln lassen. Nu ist genug. Frauchen hat vom Mann einen Schubs gekriegt, weil er schließlich jeden Tag mitbekommt, wie es mir geht, wenn ich nach Hause komme und wie es mir geht, wenn ich morgens wieder ins Büro muss.
Der Chef ist eigentlich ein netter Kerl, stellt sich aber nicht schützend vor seine Angestellten. Meine Kollegen sind ausnahmslos in Ordnung. Die Arbeit selbst, naja, etwas langweilig, dafür leicht verdientes Geld.
Und trotzdem. Niemand darf so schlecht mit mir umgehen - auch wenn es nicht personenbezogen ist und alle so von ihr rundgemacht werden. Seit ich dort angefangen habe, habe ich 7 Leute kommen bzw. gehen sehen (bei insgesamt 13 Angestellten).
Nun gut. Heute war es also soweit. Chefin ist erst nächste Woche wieder da, weiß also noch nichts. Chef habe ich einfach gesagt, dass es so nicht mehr gehe, meine Kündigung jedoch nichts mit ihm zu tun habe.
Heute Nachmittag in die weiße Bluse für alle Fälle gezwängt, Farbe ins Gesicht gepatscht und nochmal die Haare einigermaßen durchgekämmt. Ab zum Fotografen, Augen zu und durch.
Netterweise wurde ich während der Wartezeit mit einem Prosecco bewirtet. Auf leeren Magen hat er schnell seine Wirkung entfaltet, leider durfte er nicht mit aufs Foto.
Jetzt habe ich drei schicke Bewerbungsfotos, auf denen ich zwar verkleidet bin, aber erst mal wie eine halbwegs gepflegte Bürotussi wirke.
Leicht angeschickert konnte ich sogar nett gucken.
Meiner Privat-Jury habe ich die Bilder geschickt mit Bitte um Abstimmung. Ich warte das Ergebnis ab und mache mich zwischenzeitlich schonmal auf den Weg Richtung Arbeitsmarkt.
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