Dienstag, 12. Januar 2016
Der Casanova von Kötterichen
hat geheiratet. Und zwar mich. Und zwar heute.

In einer kleinen Kapelle, die früher die Pilger des Jakobsweges beherbergt hat. So schön war das.

Jetzt bin ich staatlich anerkannte Ehefrau. Den Namen von Teenie-Dings Papa habe ich liebend gerne abgelegt und mir den vom Mann geangelt.

Unsere Hochzeitsreise hat ungefähr 4 Stunden gedauert. Wir haben einen kleinen Trip in die Vergangenheit gemacht, in der Hoffnung im Cochemer Kochlöffel ein feines Mahl anlässlich unserer Vermählung genießen zu können.

Warum ausgerechnet das? Ganz einfach: Zu den dunkelsten Zeiten meiner Vergangenheit gehört die Zwangsexportierung aus dem schönen Westerwald in die Eifel. Ich war damals 9 Jahre alt und habe diesem Umzug mein erstes traumatisches Erlebnis zu verdanken.

Irgendwie habe ich es hinter mich gebracht und als ich älter war, meine Zeit unter anderem mit Jobs im schicken Union-Hotel als Küchenhilfe und Zimmermädchen, als Fotografin auf der Sesselbahn und Hamburger-Braterin im Kochlöffel vertrieben.

Der Casanova von Kötterichen hat ebenfalls einige Zeit seines Lebens in der Eifel verbracht. Nur gehört er zu den Ureinwohnern, hat sich also nichts dabei gedacht, dort vor sich hin zu existieren, groß zu werden und ab und zu mal im Cochemer Kochlöffel mit Kumpels essen zu gehen. Schon damals war er so schlau, nichts anderes als Pommes zu bestellen.

Und das ist der Grund, warum wir diesen Plan hatten. Wir glauben nämlich, dass wir uns schon ganz oft in unserem Leben begegnet sind. Nur werden wir uns nicht wahrgenommen haben. Für mich kann ich da nur sagen: Das ist auch besser so.

Leider ist unser Plan nicht aufgegangen. Vieles gibt es zwar immer noch, z.B. ist die Stadtbücherei immer noch genau dort, wo sie Ende der Siebziger schon war, die Schulen sehen - bis auf ein paar neue Anbauten - auch noch genauso aus, wie früher und einige Läden haben sich tatsächlich bis heute gehalten. Nicht überlebt hat unter anderem der Kochlöffel.

Traurig, so traurig war das. Naja, wir haben dann Pizza gegessen und einen kurzen Spaziergang durch die "malerischen" Gassen gemacht. Ich hab noch Ausschau nach schicken Souveniers gehalten (diese Wettertierchen mit Glitzerstaub, die sich rosa und blau verfärben, aber anscheinend sind die out). Danach einen Schlenker durch das furchtbare Dorf, in dem ich leben musste, an unserem ehemaligen Haus (das mir heute noch Albträume beschert) vorbei und zum Abschluss eine Kontrollrunde an der guten alten M-Box in Kaisersesch gedreht. Auch die gibt es nicht mehr. Und den Ömpf auch nicht.

Das alles hat mich dann so mitgenommen, dass ich den Rest des Tages schlafend auf dem Sofa verbracht habe und mich erst jetzt wieder in aufrechter Position halten kann.

Heiraten ist eine feine Sache, Reisen in die Vergangenheit nur manchmal. Aber jetzt schauen wir nach vorne. Alles ist gut und gleich gibt's Eis mit roter Grütze und ganz viel Rotwein. Das sind doch positive Aussichten.

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Samstag, 9. Januar 2016
Ü17
So. Jetzt bin ich raus aus der Nummer.
Teenie-Ding ist gestern 18 geworden und darf nun für sich selbst alles unterschreiben.

Endlich versumpfen keine Elternbriefe mit Rückmeldeabschnitt nicht mehr in meinem Chaos und werden viel zu spät abgegeben. Er kann sich selbst um seinen Führerschein, Arztsachen usw. kümmern, ohne von seiner wirren Mutter abhängig zu sein.

Find ich super.

Und was macht das Kind als erstes? Die ersten Minuten seiner Volljährigkeit dazu nutzen, dem kleinen Bruder mitten in der Nacht bei Amazon irgendeinen Technik-Schnick-Schnack zu bestellen.

Wir haben damit also eine Doppelbegünstigung erreicht. Auch Prachtexemplar Nr. 2 ist nicht mehr von mir als (mittlerweile) Amazon-Verweigerin abhängig.

Es lebe die Volljährigkeit.

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Freitag, 1. Januar 2016
Knick Knack
Wenn man nachts wachliegt und hofft, dass der Mann vielleicht doch noch aufhört, Säbelzahntiger zu vertreiben, kommt man ja auf die komischsten Gedanken.

Vor zwei Nächten war es mal wieder so weit. Mann schnorchelte lauthals vor sich hin und der Leidensdruck bei mir war noch nicht so hoch, dass ich aufgegeben habe und aufs Sofa umgezogen bin.

In dieser Nacht habe ich festgestellt, dass man ihm Anweisungen geben kann, die er im Schlaf ausführt, z.B. sich anders hinlegen, ohne dass er am nächsten Tag was davon weiß. Dieses Experiment habe ich aber nicht weiterverfolgt. Gelegenheiten dazu werden sich bestimmt noch bieten, ich werde berichten.

Vielmehr habe ich mir überlegt, warum Ritter Sport Ritter Sport heißt und wie es kommt, dass ich das Format von Ritter Sport viel lieber mag als das von anderer Schokolade.

An den Antworten zu diesen weltbewegenden Fragen möchte ich die Leser meines Blogs selbstverständlich teilhaben lassen:

1. Ritter Sport heißt Ritter Sport, weil sie von der Firma Ritter hergestellt wird. Das ist irgendwie keine Überraschung. Im Jahr 1912 wurde die Firma von Alfred Eugen Ritter und seiner Frau Clara gegründet. 1932 kommt Frau Ritter auf die Idee, quadratische Schokolade, die in Sportjacketttaschen passt, herzustellen. Das erklärt also den Namen Sport.
Ziemlich unspektakulär, aber ziemlich cool. Finde ich.

2. Warum ich dieses Format lieber mag, kann ich immer noch nicht sagen. Vor allem, wo es eher nachteilig ist, von dieser Schokolade einen Riegel zu essen als von der klassischen Langtafel. Hat man doch damit auch gleich mehr Kalorien intus als beim Verzehr eines Riegels der "normalen" Tafeln.

Ist auch wurscht. Nächtliche Gedankenspaziergänge sind oft weder nachvollziehbar noch besonders anspruchsvoll.

Sicher ist: Säbelzahntiger waren am nächsten Morgen keine in unserem Garten, der Mann hat gut gearbeitet. Und ich war unausgeschlafen, weil ich den richtigen Zeitpunkt zum Umzug aufs Sofa aufgrund schmuseliger Kuschelträgheit verpasst habe.

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