Maria hilf!
Seit wir hier auf dem gesegneten Boden des Allerheiligenlandes wohnen, komme ich fast jeden Tag an einer kleinen Grotte vorbei.

Dort wohnt Maria und es gibt Menschen, die sie um etwas gebeten haben. Es gibt auch Menschen, deren Wunsch erfüllt wurde. Davon zeugen die vielen Dankeschön-Steine mit Datumsangabe, die dort hinterlassen wurden.

Mein Mann nutzt seinen Urlaub, um unseren Garten umzugraben und den W ildwuchs, den wir von der Voreigentümerin übernommen haben, zu killen. Ich lasse ihn machen. Wenn ihn das glücklich macht, macht mich das auch glücklich.

Seit er sich den hinteren Teil von unserem Grundstück vorgeknöpft hat, hat die Maria freien Blick auf unser Haus. Fühlt sich gut an und hat mich auf eine Idee gebracht:

Wie schon berichtet, ist unser Opossum in den Osten umgesiedelt. Dort bekommt er genau so wenig auf die Reihe wie hier. Regelmäßig meldet er sich mit komischen Ideen oder Geschichten, in der Hoffnung auf eine Geldspende, auf die wir aber nicht reinfallen.

Dieses Kind ist ein echt harter Brocken. Mittlerweile 20 und nach einem eher durchwachsenen Schulabschluss im letzten Jahr atmet, schläft, isst und verdaut er vor sich hin. Das war es aber auch schon an Aktivitäten.

Na gut, online spielen geht auch noch. Da hat er sein Mädel kennen gelernt. Immerhin hat sie es geschafft, ihn hier rauszulocken. Sie ist wirklich eine sympathische, hat anscheinend was im Köpfchen und macht eine Ausbildung. Warum sie ausgerechnet mit Opossum angebändelt hat, ist mir ein Rätsel, aber wo die Verliebtheit hinfällt, ist der Verstand ausgeschaltet.

Hier bei uns hat er es vermieden, uns über den Weg zu laufen. Zu groß die Gefahr, dass er unangenehme Fragen beantworten oder sich unangenehme Meinungen anhören muss.

Sobald ich an ihn denke, schwanken meine Gefühle zwischen Sorgen, die mir schlaflose Nächte bereiten (obwohl das nicht mein Kind ist, aber irgendwie ist er es ja doch - meine Gluckengene machen da keinen Unterschied), und heftigen Aggressionen, weil er einfach keinerlei Motivation erkennen lässt. Ich würde ihn manchmal am liebsten kräftig schütteln. Zum Glück ist er weit weg. So kann ich ihm nichts antun.

Aber jetzt, jetzt werde ich auch mal zur Maria gehen. Die hat schließlich Ahnung von Jungs. Ich gehe zu ihr und werde mal mit ihr reden. So von Mami zu Mami. Vielleicht stelle ich auch eine Kerze auf. Mal sehen, ob ich nicht auch bald einen Dankeschön-Stein hinlegen darf.

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