Donnerstag, 21. August 2014
Don't panic
Camp Hilde meldet sich zurück aus dem gemeinsamen Urlaub mit Camp Männerhort.

Viele neue Erkenntnisse habe ich gewonnen, unter anderem, dass es manchmal doch ziemlich gut ist, wenn man in der Schule aufpasst oder alternativ sich beim Suchen und Buchen eines Ferienhauses Zeit lässt.

Und das kam so:
Kurz vor Beginn der Hauptsaison schwirrte der Wunsch nach Urlaub in meinem Kopf herum. Ich sah mich schon gemeinsam mit dem Mann gemütlich am Strand liegen. Auf einem Handtuch, bei Sonnenschein in Badesachen, umringt von glücklich buddelnden Kindern und fröhlichen Hunden, Blick auf's Meer, knutschen, kuscheln und entspannen. Hach so schön sah das aus.
Habe ich schonmal erwähnt, dass ich eine super Vorstellungskraft habe? Meistens ist das ziemlich hilfreich. Manchmal leitet mich diese Vorstellungskraft gepaart mit Entscheidungsfreude und der typisch wirren Hektik, die ich gerne mal an den Tag lege, aber auch in Sackgassen.
Dieses Mal hieß die Sackgasse Ostfriesland.

Hätte ich in der Schule besser aufgepasst, wäre mir bekannt gewesen, dass hier kaum Sandstrände zu finden sind. Hätte ich mir bei der Suche nach einem passenden Ferienhaus mehr Zeit gelassen, wäre mir spätestens dann aufgfallen, dass hier meine Vorstellung absolut nichts mit der Realität zu tun hat.

Wäre ich ein pessimistischer Mensch, hätte ich eine Horrorwoche hinter mir. Glücklicherweise bin ich das nicht, sondern finde immer noch etwas positives, meistens viel.

Die Situation vor Ort war - keine Überraschung - weit entfernt von meinem Urlaubswunschbild:
Regen, Temperaturen deutlich unter 20 °C und kein Sandstrand weit und breit.
Wenn es etwas strandähnliches gab, dann war das Betreten mit Hunden verboten.
An dieser Stelle muss ich unbedingt erwähnen, dass manche Touristik-Büros ebenfalls eine starke Vorstellungskraft haben: Meine Bilder im Kopf wurden nämlich gefüttert von passgenauen Bildern auf homepages diverser ostfriesischer Städte. Beides war weit entfernt von den tatsächlichen Gegebenheiten. Das Thema "Hundestrand" ist ein wunderbares Beispiel für die Diskrepanzen zwischen dem, was angepriesen wird und dem was dann tatsächlich da ist.

Nun gut, also weiter mit meinen super Erkenntnissen. Unter anderem muss ich Douglas Adams beipflichten. Ein Handtuch ist eine essentielles Reiseaccessoire, dass man immer dabei haben sollte. Dieser Urlaub war nicht das erste Mal, dass ich mich an diese Weisheit erinnert und geschworen habe, beim nächsten Mal daran zu denken. Wieder nicht daran gedacht, aber beim nächsten Mal ...

Wir haben uns jedoch nicht abschrecken lassen. Jeden Tag haben wir auf's Neue dem Wetter getrotzt und unbeirrt Ausflüge gemacht. Wir sind Schiffchen gefahren, waren schwimmen im Erlebnisbad, haben die typischen Touristenfotos von hübschen alten Häuschen gemacht und waren Cart fahren.

Auf Wunsch der beiden Mini-Teenies und des Mannes bin ich auch eine Runde gefahren. Bei dieser Lektion habe ich erfahren, dass ich von der Körperlänge ganz wunderbar in ein Kindercart passe. Jedoch hat mir meine Popogröße einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass ich letztendlich auf einem sicher eigentlich für dicke Kinder bestimmten Kindercartmodell mit trekkergroßem Sitz gelandet bin. Nachdem mich der freundliche Streckenposten aus dem anderen Modell, in dem ich bei der ersten Anprobe stecken geblieben bin, befreit hat.

Natürlich habe ich mich davon nicht beirren lassen. Nach kurzer Zeit hatte ich mit voll durchgetretenem Gaspedal die wahnsinnige Höchstgeschwindigkeit im Bereich zwischen 15 und 25 km/h erreicht. Mein Highlight war der Moment in dem ich mit irrem Triumphgekreische und dem dazu passenden Blick an Prachtexemplar Nr. 2 vorbei gebraust bin. Nur um kurz danach zu beobachten, dass der Streckenposten das Kind herausgewunken hat, weil mit dessen Cart irgendetwas nicht in Ordnung war und es deswegen nicht mit voller Geschwindigkeit fahren konnte. So schnell landet man wieder auf dem Boden der Tatsachen. Trotzdem. Die Sekunden, in denen ich mich im Gewinnergefühl gesuhlt habe, kann mir keiner nehmen. So.

Die Erkenntnis, die ich am meisten genossen habe, war aber diese hier: Wenn eine Konstellation wie unsere - zwei Alleinerziehende mit vier Jungs im Alter zwischen 11 und 18 Jahren - eine Woche lang bei Dauerregen und ununterbrochen aufeinander Geglucke funktioniert, ohne dass Dauerunmut aufkommt, dann sehe ich das als Hinweis darauf, dass wir auch den Alltag in gewohnter Umgebung irgendwann in einem gemeinsamen Haushalt meistern können. Und das finde ich schön.

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Sonntag, 10. August 2014
Tante Tine bekommt heute kein Foto
Gestern abend hingen wir in Camp Hilde vor der Glotze herum.

Während eines Vorschau-Trailers wurde eine weitere Sendung von Tine Wittler angekündigt und wir haben uns überlegt, dass Camp Hilde da vielleicht auch Chancen haben könnte: dreckig, unaufgeräumt, chaotisch, arme alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern ...

Nach kurzer Diskussion waren wir uns dann doch einig, dass es so schlimm nicht ist und wir gegen echte Messis keine Chance haben.

Jetzt steht die Frage im Raum: Camp Hilde weiter verwahrlosen lassen und auf Tante Tine hoffen oder doch mal aufräumen und putzen?

Ich hab mich für Putzen entschieden.

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Montag, 4. August 2014
Abschiedsvorstellung
In manchen Momenten wird mir bewusst, dass irgendwann meine Hunde nicht mehr hier sein werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das erlebe und ohne die beiden zurück bleibe, ist - so will ich das glauben - größer als umgekehrt.

Ich stelle mir nicht konkret vor, wie das in unserem Zuhause sein wird, wenn kein Hund zur Begrüßung an der Tür steht oder abends unter mein Bett krabbelt oder mich auf Spaziergängen begleitet. Auch nicht, ob die beiden vorher lange krank sind oder einfach einschlafen und nicht mehr wach werden.

Ich habe nur diese plötzlichen Gewissheitsblitze, dass alles, was im Moment ist, irgendwann aufhört und zu Ende ist.

Das ist neu und bahnt sich erst seit kurzem den Weg in mein Bewusstsein.

Dasselbe habe ich mit dem Mann. Zum ersten Mal ist für mich klar, dass wir irgendwann nicht mehr zusammen hier sein werden. Einer von uns beiden wird früher gehen als der andere. Einer von uns beiden wird eine Weile ohne den anderen auskommen müssen.

Sicher ist, dass das Leben trotzdem weitergehen wird und dass man den Abschied nur hinnehmen kann. Sicher ist auch, dass - falls ich zurückbleibe - nur überleben kann, wenn ich mich auf die Dankbarkeit für so viel Glück konzentriere.

Nicht in der Vorstellung "Leben ohne ..." inbegriffen sind widerum die Kinder. Ganz klassich glaube ich natürlich, dass die beiden älter werden als ich. Ganz klassisch wünsche ich mir auch, Oma zu werden, was dann auch den Abschied von potentiellen Enkeln beinhaltet.

Es gibt Tage, an denen bin ich zwar so gefühlsduselig, dass ich schon im Voraus trauere, Angst macht mir das alles komischerweise trotzdem nicht.

Gehören diese Bewusstwerdungsmomente zum Alterungsprozess dazu?

Keine Ahnung, spannendes Thema. Ich glaub, ich muss mir hierzu Literatur besorgen.

Später mehr.

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