Freitag, 2. Mai 2014
Eigentlich
ist ein Wort, das ich versuche mir abzugewöhnen, aber manchmal darf es doch wirken.

Eigentlich war ich heute auf der Suche nach einem Wort für Menschen, die durch und durch boshaft sind. Alles mögliche habe ich gefunden - von Misanthropie über Soziopathie bis zu Zitatsammlungen über böse Weiber und Geschichten aus dem Morgenland. Nichts davon war wirklich passend.

Zum Glück habe ich mich ablenken lassen von einer tollen Entdeckung: gelbes Wassereis friert schneller ein als alle anderen Farben.

Na?

NA???

Ist das nicht eine bahnbrechende Feststellung?

Wassereis ist außerdem ein viel schöneres Thema als das Böse in Form von Nachbarn, die mit dem Luftgewehr auf Katzen schießen oder sie überfahren und auf der Straße liegen lassen und zuschauen, wie sie in ihrer Blutpfütze herumkriechen, die Hunde vergiften, die sich über das Husten von asthmakranken Kindern beschweren, die lauschend im dunklen rumhängen, im Müll wühlen, zum Ordnungsamt laufen, weil das Auto der Nachbarin gegen die Fahrtrichtung parkt (und niemanden behindert) oder ich nachts meinen Welpen nicht anleine, wenn er - weil noch nicht stubenrein - schnell raus muss.

Wassereis ist eine feine Sache. Nicht gesund, aber auch nicht das ungesundeste auf der Welt. Lecker, kalt, süß und bunt.

Es ist ein Dino aus meiner Kindheit. Noch heute reiße ich die Plastikhülle mit den Zähnen auf, beiße kleine Stücke ab und sauge zum Schluss die bis dahin geschmolzene Pfütze raus - das ist immer das Highlight. Dann bin ich wieder vier oder fünf oder sechs und alles andere ist unwichtig. Ich bin wieder ein kleines Mädchen, das sich über sowas einfaches, wie ein Wassereis freuen und mit dem Genuss die Welt um sich herum vergessen kann.

Auch das Böse in Form von Nachbarn.

Ach ja, es gibt wieder Dolomiti. Das war früher mein Lieblingseis Nr. 1 und hat dieselbe Wirkung.

Das Leben ist schön. Ganz uneigentlich.

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Sonntag, 27. April 2014
Lila Kummer
Eben habe ich mir eine leckere Buttermilch aus dem Kühlschrank geholt und wollte darüber schreiben, dass der Genuss mancher Lebensmittel erst mit dem passenden Geschirr oder Besteck perfekt wird.

Also Buttermilch schmeckt am besten aus einer lila Tasse mit weißen Punkten. Joghurt geht nur mit den langstieligen Plastiklöffeln aus der Baby-Abteilung vom dm-Markt, Schokoküsse dagegen mit einem scharfkantigen Kaffeelöffel.

Parallel dazu habe ich mir die neuesten Meldungen auf facebook angeschaut. Süße Wolfhound-Fotos, lustige Urlaubsmeldungen, Schwangerschafts-Neuigkeiten und diese kleine Geschichte.

So harmlos fing das an, dass ich ganz arglos bis zur Auflösung weitergeschaut habe.

Und jetzt sitze ich hier. Bin am heulen und kann nicht mehr aufhören und mag meine Buttermilch nicht mehr trinken. Da hilft auch keine lila Tasse mit weißen Punkten.

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Freitag, 18. April 2014
schwirr - wusel - proppevoll
Seit ich meine zwei Jobs habe, komme ich zu gar nichts mehr. So fühlt es sich mal zumindest an. Und natürlich stimmt das so nicht, weil ich es ja immerhin schaffe, morgens aufzustehen, zur Arbeit zu fahren, dort irgendwas zu tun, womit meine Chefs anscheinend zufrieden sind, nach Hause zu fahren, die Hunde und Katzis zu versorgen, ein paar Sätze mit meinen Jungs zu wechseln, wenigstens ab und zu was zu kochen, selten mal mit einer Freundin zu telefonieren, das allernötigste im Haushalt zu tun, meinen Mann zu knutschen und mich selbst einigermaßen lecker zu halten. Das ist ja schon eine ganze Menge.

Während ich all das erledige, fallen mir so viele Grundsteine für schöne kleine Aufsätze ein, dass ich gar nicht nachkomme mit notieren, sortieren, aus meinem Gehirn raus und in den Blog rein lassen.

Dummerweise sind die Grundsteine dann irgendwann versunken in den Tiefen meines wirren Hirns und kommen meistens nicht mehr zurück.

Die ganz aktuell schwirrenden schwebenden Taumelideen lauten:
Leben mit Hunden, also mehr als einem
das Glück den Mann zu haben - DEN Mann
sich Zeit nehmen, für das, was man wirklich will
die schrecklichsten Nachbarn der Welt
pubertierende Monster
die Haltbarkeit von Karnevalsbuntspray auf Kopfhaut von Kindern in der Schmuddelphase
die Wanderpokalkatze
Freigeistkinder und Schubladenmütter
Wünsche nach oben abgeben
Haussuche mit mehr als zwei Kindern

So. Das ist also meine To-Do-Liste für die nächsten Schreibstunden. Ich glaub, ich geh mal mein Notizbuch holen und verarbeite die Wuselgedanken, bevor sie wieder verschwunden sind.

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Sonntag, 9. März 2014
Das erste Jahr
Heute stehen mir mal wieder ständig die Tränen in den Augen, weil ich unseren Piet so vermisse.

Das hier wird der erste Frühling ohne Piet und ich wünschte, ich könnte ihn wieder hier haben. So schade, dass das nunmal nicht geht. Noch nie hab ich so sehr um eine Katze getrauert, wie um ihn und ich hoffe, dass es irgendwann aufhört so weh zu tun.

Das erste Jahr nach irgendwas ist - je nachdem, was es war - in den meisten Fällen entweder das Schlimmste oder das Schönste.

Zwei aktuelle Beispiele für das Schlimmste und das Schönste: Piet und der Mann.

Der Mann und ich haben den ersten Sommer, die ersten Geburtstage, das erste Weihnachten, das erste Silvester hinter uns und bald jährt sich unser erstes Grillen bei der patenten T., das zweite Grillen bei der patenten T., das erste Date und so weiter und so weiter.

Wunderschön das alles und ich bin jeden Tag dankbar für dieses Geschenk und wünsche mir ganz viele Jahrestage, bis wir irgendwann zusammen verbuddelt werden.

Dagegen haben wir bald den ersten Piet-Geburtstag ohne Piet, den ersten Sommer ohne Piet, meinen ersten Geburtstag ohne Piet und dann kommt schon bald der schreckliche Tag im Oktober zum zweiten Mal.

Danach wird jeder Jahrestag etwas weniger heftig und irgendwann bleibt nur noch der Gedanke an das Glück, dass wir diesen Kater wenigstens eine Weile in unserem Leben hatten.

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Donnerstag, 21. November 2013
Wort zum Donnerstag (begleitet durch leises Knurren von Werwölfchen)
Fernsehen versuche ich zu meiden. Dadurch sinkt meine Übelkeitsschwelle angesichts von Schwachsinn extrem. Das bekomme ich besonders in der Vorweihnachtszeit - also ab Ende August - beim gelegentlichen Anblick von Werbung zu spüren.

Leider geht es jetzt auch im Radio los. Eben wurde super Hightechmüll - finanzierbar in 33 Monatsraten, natürlich zu 0 % - beworben, außerdem neue Autos - sogar ausgestattet mit Winterreifen!, Shoppen bis zum Umfallen am Wochenende in mitten in die Landschaft gepratzten Einkaufsmeilen usw usw

Jetzt fehlt nur noch "Last Christmas" von Wham. Hab ich noch gar nicht gehört. Komisch.

In der Stadt wird schon in dieser Woche der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Ab Freitag geht es dann auch hier los. Eine Glühwein-Bratwurstbude neben der anderen und dazu die üblichen Verkäufer von Schnickschnack, den kein Mensch braucht, aber irgendwas muss man ja verschenken an die anderen Menschen, die zwar schon alles haben, aber irgendwas muss man ja verschenken ...

Gibt es eigentlich auch noch andere Dinge im Leben als Konsum? Bin ich überempfindlich, weil mich dieser Terror ankotzt? Oder liegt die Grenze zur Überempfindlichkeit schon an der Tatsache, dass ich die Beschleunigung des Werbestrudels überhaupt wahrnehme?

Ich verschenke gar nichts und spende dafür. Und zwar mir. Ich spende mir Zeit und Nichtbeachtung von Vorweihnachtswahnsinn.

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Montag, 11. November 2013
Wiesuh denn bluhß?
Das hab ich mich heute gefragt.

Die unschlagbare C hat mich aufgrund von Blasenentzündung und dicker Grippebirne zu Sofaruhe inklusive Schwachsinn glotzen verdonnert.
Natürlich habe ich diese Anweisung auf's allerbravste befolgt und mich heute morgen nach Pipirunde mit Butzi vor die Glotze geschleppt.

Und was begnet mir auf der Suche nach Schwachsinn als Erstes? Der Gruselschwachsinn, mit dem wir Rheinländer geschlagen sind - ob wir wollen oder nicht:
Wildgewordene Menschen, die sich auf der Straße in die Arme fallen und gegenseitig abknutschen. Dazu brüllend laut Mitgrölschunkelmusik und Narrenkappen.

Hach, was beneide ich doch unsere Mitmenschen im Norden.

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Samstag, 24. August 2013
Trendy
Shabby Chic:
"Shabby Chic (wörtlich: schäbiger Schick) ist ein Einrichtungsstil mit einer eklektizistischen Mischung aus Erbstücken, Flohmarkt-Schnäppchen und Selbstgemachtem, der Farben im Bereich von Pastell- und hellen Naturtönen sowie Gebrauchsspuren als Teil des ästhetischen Konzepts begreift. Einrichtungsgegenstände im diesem nostalgischen Stil werden neuerdings auch von spezialisierten Gewerbebetrieben gefertigt und in Einrichtungsmagazinen beworben." -> wikipedia.de

Out of bed look:
Styling für die Haare, dem man die investierte Mühe nicht ansehen soll - so zeichnet sich der modische Out-of-Bed-Look aus. Ihre Haare sehen wunderbar zerzaust aus, frei nach dem Motto: "Ich bin gerade aufgestanden, und es kümmert mich nicht, wie meine Haare heute aussehen".
-> helpster.de

Der Mann und ich saßen heute morgen verkuschelt, noch bettwarm und Kaffee trinkend im Nest und waren in unserem ganz eigenen Tempo am hochfahren. Dabei haben wir festgestellt, dass wir mit unserer altersbedingten Optik auch unter den Shabby Chic fallen und sogar von Natur aus im Out of bed look herumlaufen - das vor allem ich mit meinen langen Zauseln.

Ohne Aufwand zu betreiben voll im Trend. Wir sind echte Naturhipster. Das soll uns mal einer nachmachen.

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Freitag, 23. August 2013
Man(n)kind
Durch den Umzug treibe ich mich ziemlich oft in Baumärkten herum.

Heute war ich unterwegs und habe Material für eine möglichst platzsparende, unauffällige, stabile und gleichzeitig leicht rückbaubare Katzentreppe gesucht.

Während ich an der Kasse in der Schlange stand, habe ich mir mal wieder die Zeit mit "Menschheit beobachten" vertrieben.

Heute habe ich mich an einem Modellhubschraubervorführer mit seinem begeisterten Publikum erfreut: Eine Hand voll älterer Herren, mit leuchtenden Augen und vor Glück strahlenden Gesichtern. Oooohhh so ein toller Hubschrauber. Guck mal, wie schön der fliegt ... Die Männer sahen aus, wie kleine Jungs kurz bevor sie den Weihnachtsbaum sehen dürfen. Süß.
Bestimmt haben einige davon einen Hubschrauber gekauft. Natürlich für den Enkel - macht ja nichts, wenn der vielleicht erst 3 Monate alt ist, oder so.

Die Wartezeit an der Kasse sollte ruhig öfter mal länger dauern. Viele spannende, teils befremdliche, oft amüsante, unfreiwillig komische Dinge werden in unserem täglichen Umfeld aufgeführt. Man muss nur zugänglich dafür sein.

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Montag, 1. Juli 2013
Millionen Menschen in Deutschland verzichten auf Hartz IV und leben damit in "verdeckter" Armut.

Hab ich heute in den Nachrichten gehört.

Heisst das im Umkehrschluss, dass Hartz IV-Empfänger in offener Armut leben?

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Montag, 29. April 2013
Kleinstadtzauber
Manchmal nehme ich mir die Zeit, unseren Lokalanzeiger durchzulesen.

Neben den üblichen kirchlichen und Vereins-Nachrichten, finde ich immer wieder höchst amüsante Beiträge, wie z. B. das Ergebnis der Wurst-Rallye. Das ganze garniert mit Fotos der glücklichen Gewinner von fetten, kiloschweren Fleischwurstringen, die allesamt aussehen, als würden sie selten etwas anderes zu sich nehmen. Trotzdem irgenwie süß.

Es ist doch schön, auch mal solche einfachen Nachrichten zu lesen, statt immer nur von Mord und Totschlag, menschlichem Versagen auf der ganzen Linie oder Umweltsünden.

Ist doch schön, wenn man erfährt, dass die Frohsinn-Sänger einen tollen Wandertag hatten und die "fleißigen Dachlageristen" ihren Dozenten auf's Eis geführt haben. Die Marinekameradschaft hatte eine vergnügliche Jahreshauptversammlung und die Kolpingfamilie eine erfolgreiche Kleidersammeltour.

Neben den Hinweisen auf kulturelle Veranstaltungen stehen die Notrufnummern - gewollt oder nicht anders machbar? Und wieviele Alters- und Eheljubiläen wir hier haben. Unglaublich.

Hach, schön ist es hier. Klein und übersichtlich, aber groß genug, um zu tun, was man will, ohne großartig gestört zu werden. Genau so wollte ich den Platz zum Großziehen meiner Brut haben.

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