Sonntag, 21. August 2016
Wolle Woman
Das Älterwerden ist ein ziemlich cooles Experiment. Finde ich jedenfalls.

Viele Dinge, die man früher gräßlich fand, sind plötzlich gigantisch toll. Umgekehrt genau dasselbe.

Ich hatte mal eine Freundin, die wurde im Winter von ihrer Mutter dazu gezwungen, zwei Unterhosen zu tragen. Zusätzlich zur Strumpfhose. Meine Mutter ist auf so eine Idee gar nicht erst gekommen. Das Thema Strumpfhosen hatte sich auch relativ schnell erledigt. Außerdem ist einem mit 15 - 19 sowieso nie kalt bzw. kalte Füße und Hände normal. Also läuft man im dicksten Winter in der Eifel ohne Unterhemd, mit offener kurzer (immerhin Winter-)Jacke und kaputten Chucks draußen herum. Frostbeulen an den Zehen werden einfach nicht beachtet. Das Wort Wollschlöbber war in meinem Wortschatz gar nicht vorhanden.

Heute kann man mir mit einem hübschen Wollschlöbber eine Freude machen. Bodyforming-Unterteile mache ich mir ganz selbstverständlich zunutze und Stützstrumpfhosen fühlen sich klasse an.

Außerdem erlebe ich in immer kürzeren Abständen interessante Wechseljahres-Erscheinungen. Hitze, die irgendwie hoch und dann vom Nacken wieder runterwallt, ab und an das Gefühl, einen Marathonlauf hinter sich zu haben, viel cooler auf blöde Dinge reagieren als früher, gar nicht mehr so verzweifelt wegen all der vielen "Schönheitsfehler" sein. So bin ich gebaut und so funktioniert alles einigermaßen reibungslos. Stört sich jemand an meiner Optik, ist mir das piepegal.

Ich habe auch eine tolle Theorie, warum die Wechseljahre so heißen, wie sie heißen. Nämlich deshalb: Früher hatte ich immer die kalten Füße und Hände, jetzt bin ich immer kuschlig warm, dafür leidet mein Mann unter kalten Füßen und Händen. Wir haben also gewechselt.

Nur wenn ich krank bin, dann kann die innere Heizung mal ausfallen. Umso größer ist das Glück für den Mann, wenn Frau wieder gesund ist. Das wird dann beim abendlichen Andocken mit einem zufriedenen "Sie geht wieder" zur Kenntnis genommen.

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Mittwoch, 17. August 2016
Maria hilf!
Seit wir hier auf dem gesegneten Boden des Allerheiligenlandes wohnen, komme ich fast jeden Tag an einer kleinen Grotte vorbei.

Dort wohnt Maria und es gibt Menschen, die sie um etwas gebeten haben. Es gibt auch Menschen, deren Wunsch erfüllt wurde. Davon zeugen die vielen Dankeschön-Steine mit Datumsangabe, die dort hinterlassen wurden.

Mein Mann nutzt seinen Urlaub, um unseren Garten umzugraben und den W ildwuchs, den wir von der Voreigentümerin übernommen haben, zu killen. Ich lasse ihn machen. Wenn ihn das glücklich macht, macht mich das auch glücklich.

Seit er sich den hinteren Teil von unserem Grundstück vorgeknöpft hat, hat die Maria freien Blick auf unser Haus. Fühlt sich gut an und hat mich auf eine Idee gebracht:

Wie schon berichtet, ist unser Opossum in den Osten umgesiedelt. Dort bekommt er genau so wenig auf die Reihe wie hier. Regelmäßig meldet er sich mit komischen Ideen oder Geschichten, in der Hoffnung auf eine Geldspende, auf die wir aber nicht reinfallen.

Dieses Kind ist ein echt harter Brocken. Mittlerweile 20 und nach einem eher durchwachsenen Schulabschluss im letzten Jahr atmet, schläft, isst und verdaut er vor sich hin. Das war es aber auch schon an Aktivitäten.

Na gut, online spielen geht auch noch. Da hat er sein Mädel kennen gelernt. Immerhin hat sie es geschafft, ihn hier rauszulocken. Sie ist wirklich eine sympathische, hat anscheinend was im Köpfchen und macht eine Ausbildung. Warum sie ausgerechnet mit Opossum angebändelt hat, ist mir ein Rätsel, aber wo die Verliebtheit hinfällt, ist der Verstand ausgeschaltet.

Hier bei uns hat er es vermieden, uns über den Weg zu laufen. Zu groß die Gefahr, dass er unangenehme Fragen beantworten oder sich unangenehme Meinungen anhören muss.

Sobald ich an ihn denke, schwanken meine Gefühle zwischen Sorgen, die mir schlaflose Nächte bereiten (obwohl das nicht mein Kind ist, aber irgendwie ist er es ja doch - meine Gluckengene machen da keinen Unterschied), und heftigen Aggressionen, weil er einfach keinerlei Motivation erkennen lässt. Ich würde ihn manchmal am liebsten kräftig schütteln. Zum Glück ist er weit weg. So kann ich ihm nichts antun.

Aber jetzt, jetzt werde ich auch mal zur Maria gehen. Die hat schließlich Ahnung von Jungs. Ich gehe zu ihr und werde mal mit ihr reden. So von Mami zu Mami. Vielleicht stelle ich auch eine Kerze auf. Mal sehen, ob ich nicht auch bald einen Dankeschön-Stein hinlegen darf.

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Sonntag, 7. August 2016
Gartenglück
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass unser Opossum ausgezogen ist? Schon im Februar. Es ist von einem weiblichen Wesen nach Chemnitz gelockt worden und opossumt jetzt dort vor sich hin.

Nun können wir also nur noch 3 Monster zur Gartenarbeit zwingen. Dabei achten vor allem die beiden kleinen peinlich genau darauf, dass auch wirklich alle - auch Mutti Hilde - möglichst genau gleich viel machen.

Prachtexemplar Nr. 2: Mama, was machst du als nächstes?
MH: Hast du Angst, dass ich nicht genug arbeite?
P2: Nein, ich habe Angst, dass ich zuviel arbeite.

Anlass war eine der hirnrissigsten Tätigkeiten, die man als Siedlungsgemeinschaftsmitglied tätigen kann: Fugen von gepflasterten Flächen und zwischen Bordsteinen freikratzen.

Gestern haben wir sogar Dinge, nämlich weitere Pflastersteine, gefunden. Das Gras war schon drüber gewachsen.

Mein kleiner Mucki-Mann, Mr. T., war der Meinung, wir sollten die Grasstücke als Rollrasen verkaufen, aber auf die Schnelle fand sich kein Abnehmer. Als Geburtstagsgeschenk für seinen Vater wollte er sie auch nicht nehmen, also ist wieder eine super Geschäftsidee bzw. Verwendungsmöglichkeit in der braunen Tonne gelandet.

Als wir fertig waren, sind alle drei wieder schnellstens in ihre Höhlen gehuscht, weil zuviel Sonne schließlich schädlich für den Teint ist.

Der Mann und ich haben währenddessen vor dem Haus gestanden, ein feines kaltes Bierchen getrunken und das Werk begutachtet. Es fällt mir unglaublich schwer, das jetzt zuzugeben: Sieht schon irgendwie gut aus. (Wer mich kennt, darf mir nun hämische Nachrichten schicken und mich auslachen).

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