Samstag, 30. März 2019
Mieseköter
Hinter unserem Haus verläuft ein Privatweg. Dieser Weg ist auch deutlich als ein solcher gekennzeichnet.

Bei schönem Wanderwetter laufen den ganzen Tag Touristen, die das Kloster vom Allerheiligenland besuchen möchten, dort entlang. Find ich prinzipiell in Ordnung.

Was mich an blöden Tagen wie heute jedoch stört, ist die Tatsache, dass diese Menschen alle in unseren Garten glotzen. Das machen die ganz automatisch - schätze ich mal. So wie man nachts durch die Fenster in beleuchtete Wohnungen schaut.

Meine fette kleine Wollewurst findet das nicht nur an manchen Tagen, sondern grundsätzlich blöd. Darum hängt der an solchen prima Wanderwettertagen ständig kreischend am Zaun und plärrt die Leute an. Ich könnte da was gegen tun. Ich weiß auch, wie man einem Hund solch ein Verhalten komplett abtrainiert. Aber: Isch hab kein Bock. Und schon gar nicht, wenn die dann auch noch blöde Bemerkungen machen: über meinen Naturgarten ("ungepflegt"), den Hund ("Köter"), den Weg ("schlechter Zustand").

Wenn denen was nicht passt, sollen die woanders her latschen. Steht ein fettes Schild dran. Kann jeder sehen, dass das kein öffentlicher Weg ist. Mensch bin ich heute mies gelaunt.

Irgendwann stell ich mich dazu und belle die Leute zusammen mit der Wurst an.

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Freitag, 29. März 2019
Und noch was
Ich habe gerade mal geblättert in meinem Sammelsurium.

Mein erster Aufsatz ist vom 11.2.2012. Unglaublich! Was seitdem alles passiert ist. Hammer. Über sieben Jahre... Ich fass es nicht.

Das musste ich jetzt schnell noch zum Besten geben.
Wo ist der Sekt?

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Samstag, 19. Mai 2018
Walk of Fame
Bin eben mit einem Käsebrot in der Hand durch's Wohnzimmer gegangen. Alle Hunde hinterher.

Ich hab vier Follower!

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Sonntag, 11. Juni 2017
Die Protagonisten
Vor ein paar Tagen habe ich in meinem Blog geblättert und gesehen, dass ja doch ein ganze Menge passiert ist in den letzten Jahren. So viele Geschichten sind dabei auf der Strecke geblieben. Allein über meinen Mann könnte ich ein Buch schreiben. Der liefert mir jeden Tag Stoff für lustige Geschichten.

Da sich die campinterne Besatzung ebenfalls immer wieder geändert hat, stelle ich heute einfach noch einmal den aktuellen Stand vor:

Der Mann
klar, mein Mann, unser Silberrücken, den ich jeden Tag auf's Neue bewunder für seine Art mit mir und dem damit einhergehenden Chaos umzugehen. Ich bin mir sicher, die Tatsache, dass er in einer Großfamilie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, hilft ihm beim Überleben mit meinem Hang, Tierchen ohne Zuhause anzuschleppen.

Mr. T.
Mein ehemaliges Teenie-Ding, nun Mucki-Mann. Läuft meistens frech grinsend mit dem Schalk im Nacken durch unser Camp, verwüstet bei Mitternachts-Kochgelagen die Küche und düst mit seinem schrottigen 22 Jahre alten Polo in der Gegend rum.

Prachtexemplar Nr. 2
Mein Überraschungskind, vom positiven Schwangerschaftstest an bis heute nimmt er seine Aufgabe sehr ernst. Schon immer extrem aufgeweckt, ist er mittlerweile zwar etwas ruhiger, aber kein bißchen weniger kreativ geworden.

Bonuskind
ist der jüngere Sohn von meinem Mann. Meistens ziemlich vergnügt und genauso verpeilt unterwegs. Selten mal nicht zu hören. Lieblingssatz: "Was gibt's zu Essen?". Ansonsten sehr genügsam. Hauptsache das Internet funktioniert ordnungsgemäß.

Opossum
ist der ältere Sohn von meinem Mann. Vor über einem Jahr wurde er von einem weiblichen Wesen aus dem Haus gelockt. Wir hoffen und bangen noch, dass er seinen Platz in der Arbeitswelt findet, aber wie das so ist: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ansonsten scheint es ihm gut zu gehen und das ist die Hauptsache.

Madame Lilli
unsere Queen. Mit mir zusammen das einzige weibliche Wesen im Haus. Sie herrscht über alle Vierbeiner und ist der Meinung, dass auch wir ihre Untertanen sind. Ich lasse sie in dem Glauben. Sie wird bald 15 Jahre alt, da muss ich nichts mehr an ihrem Weltbild verändern.

Der Zausel
mein verrückter Hütehundmix. Der erste und letzte Hütehund, den ich mir angeschafft habe. Meine tägliche Herausforderung und der Spiegel meines seelischen Zustands. Mr. Kontroletti durch und durch und mein Baby.

Der Zottel
mein Irischer Wolfshund. Bald schon vier Jahre alt. Wenn es um Aufgeregt-Sein geht, befindet er sich am anderen Ende der Skala. Er ist mein riesiges Kuscheltier, das unendliche Mengen von Tränen abkann.

Katerli Sam
unser Neuzugang. Schließt erfolgreich unsere Pieti-Pelle-Lücke. Seine Vorgänger haben uns beide viel zu früh verlassen. Er kam zu uns, ohne dass wir nach ihm gesucht haben. Eigentlich sollte er nur übergangsweise hier sein. Sein Plan war anders: Ich bin gekommen, um zu bleiben. Und ich danke der entzückenden P. dafür, dass sie mich in die richtige Richtung geschubst hat.

Fridolins, Ameisen, Wildschweine, Mäuse
sind die Nebendarsteller. Fridolin nennt mein Mann die Spinnen in unserem Haus, die er nur heimlich entfernen darf. Ansonsten stehen sie unter meinem persönlichen Schutz.
Ameisen nehmen in unserem Garten derzeit etwas überhand. Sie sind zwar herzlich willkommen, aber sie rücken vor und haben ihre neueste Bleibe unmittelbar vor der Terrassentür unterhalb der Pflastersteine gebaut.
Für mich prinzipiell o.k., solange sie auch dort bleiben. Der Mann dagegen erforscht, was man alles drauf kippen kann, um sie zu vertreiben. Das führt unter anderem zu einem Gemisch aus Backpulver-Sonnenblumenöl-Knatschepatsche auf der Terrasse, aber wenn es ihn glücklich macht, soll es mir recht sein. Die Ameisen lassen sich davon jedenfalls nicht beeindrucken.
Wildschweine gehören hier ebenfalls zum Alltag. Aber damit muss man nunmal rechnen, wenn man direkt am Wald wohnt. Wir hören sie oft nachts, wenn sie hinter unserem Haus alles durchpflügen. Was ich sehr lustig finde ist die Tatsache, dass sie unseren "ungepflegten" Garten verschonen, dafür aber bei den Nachbarn mit den "gepflegten" Gärten gerne erst die Zäune und dann den Rest nieder machen.
Mäuse sind auch wieder aktuell, seit Sam bei uns wohnt. Unsere Nachbarn haben Hühner und dadurch auch viele Mäuse. Sam hat die Einladung dort zu jagen gerne angenommen. Seit er hier ist, finden wir ständig lebende, tote, halbe Mäuse oder nur noch die Innereien in unserem Haus. Heute hat mein Mann die Erklärung für das Nicht-Funktionieren eines technischen Irgendwas am Fernseher gefunden: durchgeknabberte Kabel und zwar jede Menge hinter dem Schrank, auf dem der Fernseher steht. Mit der ihm eigenen Gelassenheit hat er es zur Kenntnis genommen. Morgen gehen wir also Kabel kaufen.

die Hilde
bin isch.
Die kleine Frau mit dem kleinen Glücksspeck dank Mann. Immer etwas wirr, manchmal zu empfindlich und oft zu hektisch. Mit viel zu viel Kram im Kopf, der nicht schnell genug rauskommt und dadurch gerne Karussell fährt. Nach jedem Unglück irgendwannn wieder obenauf. Im Großen und Ganzen also sehr sehr glücklich.

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So ein Tag ...
wie heute bietet sich an, die Omma-Ellbogen-Sache weiter zu kultivieren.

Jetzt gerade steht die Sonne so, dass es nur bei unseren Mülltonnen schattig ist. Außerdem auf unserer Treppe vor'm Haus.

Ich mag das. Es ist Sonntag und leise und gemütlich. Ab und zu regt sich mal was in den Nachbarhäusern oder -gärten und ansonsten höre ich nur den Wind und den Wald.

Sehen sehe ich das:


Durch diesen Wald läuft ein Teil des Rheinsteigs und ich lebe in dem unglaublichen Luxus, das alles in greifbarer Nähe zu haben.

Ich kann hier auf meiner Treppe sitzen, hören, sehen, fühlen. Ab und zu kommt der Wolf mal nach vorne, um nach Mami zu schauen und der Zausel liegt neben mir auf der Fußmatte und chillt vor sich hin.

Hach. So viel Idylle könnte kaum auszuhalten sein. Früher hat mich das - wenn ich es überhaupt wahrgenommen habe - nur kribbelig gemacht. Da draußen hätte ich ja was verpassen können.

Mittlerweile gehe ich zwar immer noch gerne entdecken und habe mir meine unersättliche Neugier auf das Leben bewahrt. Trotzdem brauche ich die kribbelige Unruhe nicht mehr um jeden Preis.

... der dürfte zwar vergeh'n, aber bitte immer wieder vorbeischauen.

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Dienstag, 16. Mai 2017
Omma am offenen Fenster mit Ellbogen aufm Kissen
Gab es früher ganz viele. Hat meine auch gemacht. Fand ich super.
Find ich super. Habe hier kein passendes Fenster. Aber eine passende Treppe.
Dort sitze ich abends um halb 9. Mit Rotweinglas in der Hand. Hunde im Rücken und Mann daneben. Quatschen mit Prachtexemplar Nr. 2. Freuen über die Natur und den Blick in den Wald.
Feierabend haben.

Ich werde das jetzt mal hier im Allerheiligenland kultivieren.

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Sonntag, 14. Mai 2017
Muttermoos
Hui, so lange nichts geschrieben, obwohl fast jeder Tag in meinem Camp ein Aufsatzthema bietet.

Was ist seit dem letzten Mal passiert?
Die grundlegenden Dinge sind geblieben: Der Mann und ich sind glücklich verheiratet. Die Teenies fressen wie Scheunendrescher, wachsen und verwüsten die Bude. Die Tierchen verlieren Fell und im Moment jede Menge Zecken.

Wir haben zwischendurch immer mal kurzzeitig tierische Gäste. Im Moment beehrt uns Kater Sam mit seiner Anwesenheit. Im Tierheim ist Katzenwelpenschwemme. Der daraus entstehende Platzmangel wird durch Umverteilung der anderen Katzis auf Pflegefamilien etwas gemildert. Für mich was Neues, mal eine Pflegekatze da zu haben. Sonst sind es Hunde.

Die Teenies: Können mittlerweile alle auf mich runterschauen. Mein Prachtexemplar Nr. 2 ist fast so groß wie sein großer Bruder, Mr. T., nur halb so breit. Er trainiert mehr Basketball als Schule, nur gibt er mir kaum Argumente, daran was zu ändern. Der kleine Saubär ist genauso clever, wie sein Bruder.
Mein Bonuskind (der Sohn von meinem Mann) hat sich auch gut gemacht. Er hat durch die Zeit bei seiner Mutter einige ziemlich heftige Baustellen, an denen noch gearbeitet werden muss. Er hat zwei Wochen Praktikum in einem Fahrradladen hinter sich und anscheinend war das ein Erfolg. Jedenfalls freut er sich kein bisschen darauf, dass morgen wieder die Schule losgeht und er nur noch einmal pro Woche im Laden arbeiten darf.
Mr. T schreibt in der nächsten Woche seine letzte Abi-Klausur. Er hat vor den Abi-Klausuren schon mehr Punkte zusammen als ich damals nach den Klausuren.
Ansonsten ist er etwas überfordert mit der Tatsache, dass Schule bald vorbei ist und er sich nach einer anderen Beschäftigung umsehen muss. Er hat sich für den Bundesfreiwilligendienst beworben und wir hoffen, dass er dort einen Platz bekommt, damit er noch etwas Zeit zum Überlegen hat, was er denn nun mit seinem Abi anfangen will.

Der Mann: Ist mein Superheld, der schönste, tollste, ganz speziell für mich passendste Mensch überhaupt. Er hält das Camp zusammen und am Laufen. Er ist alles für mich. Die beste Begegnung meines Lebens und mein Hauptgewinn. Hach.

Und die Hilde? Die Haare werden silbriger, der Kopf ist immer noch voller Ideen, die gar nicht schnell genug raus können. Ich herrsche in meinem Camp und halte die Männer im Zaum. So, wie sich das für ein giftbotziges Weib mit einer zweiten Persönlichkeit als Werwölfchen gehört.
Ich liebe es, älter zu werden und ich glaube, das macht es so gut. Also befinde ich mich in einer Art Engelskreis. Einiges geht zwar nicht mehr so leicht, da Gelenkigkeit und Kraft etwas gelitten haben, dafür ist die Gelassenheit etwas gestiegen und das Bewusstsein für die Dankbarkeit.
Vor allem dankbar bin ich für die Tatsache, dass ich Mutterliebe erleben darf und die Entdeckung, dass das geht, auch ohne Wurzeln. Genau wie Moos. Das braucht auch keine zum Wachsen.

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Sonntag, 7. August 2016
Gartenglück
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass unser Opossum ausgezogen ist? Schon im Februar. Es ist von einem weiblichen Wesen nach Chemnitz gelockt worden und opossumt jetzt dort vor sich hin.

Nun können wir also nur noch 3 Monster zur Gartenarbeit zwingen. Dabei achten vor allem die beiden kleinen peinlich genau darauf, dass auch wirklich alle - auch Mutti Hilde - möglichst genau gleich viel machen.

Prachtexemplar Nr. 2: Mama, was machst du als nächstes?
MH: Hast du Angst, dass ich nicht genug arbeite?
P2: Nein, ich habe Angst, dass ich zuviel arbeite.

Anlass war eine der hirnrissigsten Tätigkeiten, die man als Siedlungsgemeinschaftsmitglied tätigen kann: Fugen von gepflasterten Flächen und zwischen Bordsteinen freikratzen.

Gestern haben wir sogar Dinge, nämlich weitere Pflastersteine, gefunden. Das Gras war schon drüber gewachsen.

Mein kleiner Mucki-Mann, Mr. T., war der Meinung, wir sollten die Grasstücke als Rollrasen verkaufen, aber auf die Schnelle fand sich kein Abnehmer. Als Geburtstagsgeschenk für seinen Vater wollte er sie auch nicht nehmen, also ist wieder eine super Geschäftsidee bzw. Verwendungsmöglichkeit in der braunen Tonne gelandet.

Als wir fertig waren, sind alle drei wieder schnellstens in ihre Höhlen gehuscht, weil zuviel Sonne schließlich schädlich für den Teint ist.

Der Mann und ich haben währenddessen vor dem Haus gestanden, ein feines kaltes Bierchen getrunken und das Werk begutachtet. Es fällt mir unglaublich schwer, das jetzt zuzugeben: Sieht schon irgendwie gut aus. (Wer mich kennt, darf mir nun hämische Nachrichten schicken und mich auslachen).

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Montag, 11. Juli 2016
’’Du kochst und putzt und machst alles, und ich sitz' in meinem Sessel und finde es gut!‘‘ Helge Schneider
Eine Schwester zu haben, ist eine ziemlich tolle Sache. Eine Wissenschaftler-Schwester zu haben, steigert das Tolle am Schwester-Haben um ein Vielfaches.

Erstens ist die schlau, zweitens kann die viele Wunder des Alltags aufgrund ihres Chemiker-Studiums ganz toll erklären und zwar so, dass die Schwester mit 1 Punkt in Chemie auf dem Abizeugnis das auch versteht.

Die hat mir nämlich erklärt, dass der Zustand unseres Hauses (und aller meiner vorheriger Behausungen) aus wissenschaftlicher Sicht vollkommen normal sei. Das liegt nämlich an der Entropie.

Schönes Wort, nicht wahr?

Also, sehr vereinfacht gesagt, ist die Entropie in diesem Zusammenhang (da gibt es ganz viele von, aber das ist mir jetzt zu viel) das Maß für die Freiheit von "Dingen" sich in einem begrenzten Raum anzuordnen. Ich verstehe das also so, dass alle Dinge in unserem Haus ein großes Maß an Freiheit genießen, sich anzuordnen. Bei uns herrscht also ein sehr hoher entropischer Wert. Irgendwie war die Rede davon, dass sowieso alles dem Chaos zustrebt, also ein Naturgesetz dahinter steckt, aber nach meiner ebigen Recherche, ist das nicht so ganz korrekt ausgedrückt. Trotzdem gefällt mir das, weil ich es für mich so interpretiere: Isch kann nix für Chaos in die Bude, das machen die Dinge von ganz allein, weil viel Freiheit und nur Begrenzung von den Mauern des Hauses. Oder so.

Ja, ich weiß, sehr frei interpretiert das Ganze, aber ich dreh manchmal gern an tollen Bedeutungen so lange herum, bis sie mir auch nur ein kleines bißchen in den Kram passen und schwupp, bin ich raus aus der Nummer - in diesem Fall die Nummer "ordentlich werden".

So. Jetzt kommt der Knaller: Ich bin meinem Mann auf die Schliche gekommen.

Natürlich habe ich ihm damals voller Freude diese wunderbare Neuigkeit aus Camp Mustermann präsentiert. Natürlich hat er wie üblich vollkommen entspannt darauf reagiert. Natürlich habe ich mir dabei erst mal nichts gedacht. Bis zum letzten Wochenende.

Da war die Herrscherin aus Camp Mustergültig nämlich auf Staatsbesuch im deutsch-niederländisch regierten Camp Mustermann, um die innercamplichen Beziehungen zu pflegen, die Entwicklung der Thronfolgerin, Prinzessin Rambonetta, zu bestaunen und sich daran zu erfreuen.

Jedenfalls war unter anderem Thema die Unordnung, die auch im Camp Mustermann herrscht, weil dort meine Schwester ihr Unwesen treibt. Der Schwager sieht darin den Beweis, dass der Grund für das Chaos, mit dem wir uns umgeben, auf genetischer Ebene zu finden ist. Netterweise ist er ähnlich entspannt, wie mein Mannn.

Diese (hinterhältige) Entspanntheit wäre mir aber fast zum Verhängnis geworden. Diese Erleuchtung kam mir während meines Besuchs bei den Wissenschaftlern mit einem wenig Abstand von zu Hause. In der Woche vor dem Wochenende hatte ich nämlich Anwandlungen von Aufräum-Bedürfnis bei mir bemerkt. Ich glaube, genau darauf hat mein Mann spekuliert. Der hat sich nämlich bestimmt gedacht, dass er nur lange genug warten muss, irgendwann hat er mich mit seiner Geduld geschlagen, meine Schmerzgrenze ist erreicht und ich räume auf.

Nicht gerechnet hat er mit der Cleverness seines Frauchens. Die hat das Spielchen durchschaut. Ha!

Das sag ich ihm aber nicht. Ich werf ihm einfach ein Leckerchen in Form von aufgeräumter, entstaubter, mit Möbel-Politur behandelter Buffet-Fläche vor. Dann kann er für sich einen Erfolg verzeichnen, sich in Sicherheit wiegen und ich mache einfach weiter, wie immer: den Dingen Raum zum freien Anordnen geben.

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Dienstag, 7. Juni 2016
Klemmverlust
Spectacular! Spectacular!

Eben auf der Toilette habe ich festgestellt, dass ich auf dem Gipfel der Entspanntheit angekommen sein muss. Nämlich: Ich habe das gekippte Fenster nicht geschlossen, obwohl sich meine Nachbarin von gegenüber in ihrem Garten getummelt hat.

Das ist eine Nachricht, die die Welt nicht unbedingt braucht, aber wer hier liest ist selber schuld.

Also. Seit Ewigkeiten habe ich immer darauf geachtet, dass ich alle Fenster verrammel, wenn ich - welcher privaten Beschäftigung auch immer - nachgehe. Telefonieren, Tratschen mit Besuch, Duschen oder sonstige Badezimmervergnügungen. Alles immer nur bei geschlossenem Fenster. Ich konnte den Gedanken, dass meine Nachbarn vielleicht irgendwas winzig kleines privates mitbekommen (und gegen mich verwenden) könnten, einfach nicht ertragen.

Und jetzt? Jetzt fühle ich mich schweinchenpudelwohl und telefoniere auf der Terrasse, habe fast immer fast alle Fenster offen, putze mir nach dem Duschen bei weit geöffnetem Badezimmerfenster die Zähne. Manchmal, wenn ich ganz alleine im Haus bin, lasse ich voll ausgeflippt sogar die Badezimmertür unabgeschlossen! Jaha, das ist DAS Statement.

Ich werte diese Hemmungslosigkeit als weiteren Hinweis auf die Nettigkeit unserer Nachbarschaft, die ich zum Dank mit meinen Privatheiten behellige und darauf, dass ich nach vielen Jahren endlich wieder ein Zuhausegefühl habe. Nix mehr mit verklemmt, nä.

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